In einer bundesweit einzigartigen Kooperation zwischen dem Eichamt und den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm (SWU) werden in Ulm Gleichstromzähler für E-Ladesäulen geprüft.
Während die üblichen E-Ladesäulen Wechselstrom abgeben, laden Schnelllader mit Gleichstrom und umgehen so Verluste durch die Umwandlung der Stromart. Das Messen von Wechselstrom ist dabei so gebräuchlich wie im Haushalt, Gleichstrom war bisher nur bei Großverbrauchern wie Stahlwerken ein Thema. Die Schnellladesäulen brauchen jedoch geeichte und damit zuverlässige Messgeräte für eine faire Abrechnung der getankten Energie, für diese Eichung haben die SWU die notwendigen Prüfeinrichtungen entwickelt. Das Eichamt des Regierungspräsidium Tübingen lässt in einer einmaligen Zusammenarbeit den Prüfvorgang durch die SWU durchführen, um die benötigte große Menge an Prüfungen anbieten zu können. Als einzige Stelle in Deutschland können in Ulm bis zu 1 000 Messgeräte pro Monat geeicht werden. Regierungspräsident Klaus Tappeser hat sich als Vorgesetzter der regionalen Eichämter diese einmalige Zusammenarbeit vorführen lassen, ohne die der Aufbau von Schnellladeinfrastruktur für E-Autos gar nicht möglich wäre.
Moderne Gleichstrom-Schnellader können bis zu 350 kW pro Stunde abgeben und damit einen Tankvorgang in vier Minuten abschließen. Möglich macht das der Verzicht auf das verlustbehaftete Umwandeln von Wechselstrom aus dem öffentlich Stromnetz in Gleichstrom zum Laden der Akkus im Auto.
SWU-Geschäftsführer Klaus Eder bezeichnete diese Eichung als „spannendes Thema“, das in die Strategie der Stadt Ulm passt. Bereits vor zehn Jahren wurden in Ulm öffentliche Ladesäulen aufgebaut und man gehört zur Spitzengruppe bei der Ladesäulendichte. Für eine korrekte Abrechnung braucht es diese Messgeräte, da bisher nur pauschal über die Ladedauer abgerechnet wurde.
Da die Elektromobilität immer mehr in den Normalbetrieb übergeht, ist es für Oberbürgermeister Gunter Czisch eine Selbstverständlichkeit, die Ladesäulen auch mit einem Preisschild zu versehen. Die Eichung in Ulm ist für ihn ein logischer Bestandteil eines vernetzten Systems, das in der Stadt vorhanden ist. Neben der Fertigung von Elektro-Lkw im Ulmer Donautal erwähnte Czisch die Quantencomputer im SciencePark am Eselsberg, jedoch braucht es eine ganze Kette an Funktionen bis hin zu den Handwerkern.
Regierungspräsident Tappeser bezeichnete die Zusammenarbeit zwischen der Behörde Eichamt und dem Wirtschaftsunternehmen SWU als richtungsweisend für ganz Baden-Württemberg. Dabei hat der SWU-Mitarbeiter Ulrich Schlegel gemeinsam mit seinen Kollegen für seine Masterarbeit nicht nur die notwendigen Prüfeinrichtungen entwickelt, sondern auch gleich noch die notwendigen Software geschrieben.
Text/Foto: Thomas Heckmann