Das letzte noch erhaltene Stadttor Biberachs, das Ulmer Tor, bekommt einen neuen sicheren Stand. Ab Montag, 3. November, beginnen die Arbeiten an der historischen Anlage. Die Ulmer-Tor-Straße ist während der Sanierung für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die umfangreiche Gründungssanierung soll rund 2,85 Millionen Euro kosten und voraussichtlich bis Ende 2026 dauern.
Erbaut wurde das Ulmer Tor 1373 im Zuge der Stadterweiterung und ersetzte den Bürgerturm als östliches Stadttor. Ursprünglich Spitaltor genannt, erhielt es um 1500 seine vier Ziererker, 1606 renovierte Thomas Kuzberger das Bauwerk. 1820 kam der freistehende Glockenstuhl hinzu, dessen Glocke zum abendlichen „Gausappell“ läutete – dem Eintreiben des Federviehs.
Die Schieflage von Haupt- und Vortor machte die Sanierung dringend notwendig. Das Haupttor kippt an der höchsten Stelle von 26,4 Metern bereits 26 Zentimeter in Richtung Innenstadt, das Vortor auf 7,7 Metern zehn Zentimeter Richtung Bahnhof. Ursache ist die unterschiedliche Gründung: Einige Wände stehen auf stabiler Stadtmauer, andere auf Holzpfählen im Grundwasser, die über die Jahrzehnte nachgegeben haben.
Für die Stabilisierung werden Mikro-Bohrpfähle beidseitig der Fundamentmauern eingebracht. Anschließend werden Öffnungen gebohrt und Traversen einbetoniert, die das Gewicht tragen. Durch dieses Vorgehen bleibt die historische Substanz größtenteils unberührt.
Während der Bauarbeiten wird die Ulmer-Tor-Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt, auch die Abzweigung in die Zwingergasse ist betroffen. Anlieger sowie Besucher von Geschäften und Praxen können die Straße bis zur Baustelle nutzen, Fußgänger gelangen über die AOK-Passage am Ulmer Tor vorbei. Nach Abschluss der Gründungssanierung ist eine Neugestaltung der Straße geplant, gefolgt von der Sanierung des Tors oberhalb des Straßenniveaus, einschließlich Dachkonstruktion.