Die „lebendige Krippe“ bleibt weiterhin fester Bestandteil des Ulmer Weihnachtsmarkts (24. November bis 22. Dezember 2025). Der Aufsichtsrat der Ulm-Messe hat jetzt mehrheitlich beschlossen, die seit Jahrzehnten bestehende Tradition fortzuführen – trotz der Forderung von Tierschutzorganisationen wie PETA, künftig auf lebende Tiere zu verzichten.
Die Stadt Ulm betont, dass der Schutz und das Wohl der Tiere bei diesem Beschluss im Mittelpunkt standen. In enger Abstimmung mit dem städtischen Veterinäramt wurden in den vergangenen Jahren umfassende Maßnahmen entwickelt, die auch 2025 wieder umgesetzt werden. Dazu zählen unter anderem großzügige Stallanlagen mit Rückzugsräumen, nächtliche Unterbringung in beheizten Stallcontainern, regelmäßige tierärztliche Kontrollen sowie die Betreuung durch geschultes Fachpersonal.
„Wir nehmen mögliche Bedenken sehr ernst“, sagt Oberbürgermeister Martin Ansbacher. „Mit diesen Maßnahmen stellen wir sicher, dass Tradition und Tierschutz in Ulm miteinander bestmöglich in Einklang gebracht werden.“ Eine Studie der Universität Wien aus dem Jahr 2024 bestätigt laut Stadtverwaltung zudem, dass die Tiere durch den Aufenthalt auf dem Weihnachtsmarkt keinen anhaltenden Stress oder Schmerzen erleiden. Auch das Ulmer Veterinäramt und die zuständigen Tierschutzbehörden stufen die Haltung vor Ort als tierschutzgerecht und gesetzeskonform ein.
Dennoch stößt die Entscheidung auf Kritik. PETA-Fachreferentin Dr. Yvonne Würz bezeichnet die lebendige Krippe als „fragwürdige Tradition“ und warnt vor einer falschen Botschaft: „Ein Weihnachtsmarkt ist kein geeigneter Ort für Tiere. Esel und Schafe sind dort Lärm und Menschenmassen ausgesetzt – nur, um als Requisiten zu dienen.“ Die Organisation fordert eine tierfreie Darstellung der Weihnachtsgeschichte und wirft der Stadt vor, dem Gedanken der Nächstenliebe gegenüber Tieren nicht gerecht zu werden.
Die Stadt Ulm betont dagegen, dass alle beteiligten Stellen – von der Messegesellschaft bis hin zu Veterinäramt und Tierärzten – regelmäßig kontrollieren, ob die hohen Standards eingehalten werden. „Wir wissen um die unterschiedlichen Meinungen zu dem Thema“, so OB Ansbacher. „Aber wir haben ein Konzept, das den Ansprüchen des Tierschutzes voll entspricht und das wir auch weiterhin gewissenhaft umsetzen.“