Uni Ulm startet in digitales Sommersemester

Volle Hörsäle wird es an der Universität in den nächsten Wochen nicht geben.

Am 20. April wird Universitätspräsident Professor Michael Weber über 400 Studienanfängerinnen und -anfänger erstmals ausschließlich digital begrüßen und einen Ausblick auf das Sommersemester geben: Möglichst viele Lehrveranstaltungen werden in einer Online-Variante angeboten und auch für Prüfungen sind Alternativen in Planung.

„Die Corona-Pandemie stellt auch die Universität vor große Herausforderungen. Wir nutzen diese Situation als Chance für die weitere Digitalisierung der Lehre, um die Lernfortschritte der Studierenden zu gewährleisten und um die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten“, so Weber.

Die Universität Ulm ist seit dem 19. März geschlossen und befindet sich im Notbetrieb – doch in zahlreichen Homeoffices sind die Vorbereitungen für das digitale Sommersemester in vollem Gange.

Das Kommunikations- und Informationszentrum (kiz), das die IT- und Bibliotheksdienste der Uni verantwortet, arbeitet mit Hochdruck am Ausbau der technischen Systeme für die digitale Lehre: So wurde die Online-Lernplattform Moodle erweitert; zudem sind neue Optionen für die interaktive Lehre wie Videokonferenzen mit hoher Teilnehmerzahl geschaffen worden. Ziel ist es, den Stundenplan des Sommersemesters beizubehalten: Vorlesungen, Seminare oder Übungen sollen zum geplanten Zeitpunkt in einer Online-Variante verfügbar sein.

Allerdings sind die Dozentinnen und Dozenten der Uni Ulm unterschiedlich erfahren in der digitalen Lehre. Für Online-Neulinge sind oft das Zentrum für Lehrentwicklung (ZLE) oder das Kompetenzzentrum eEducation der Medizinischen Fakultät die ersten Anlaufstellen. In den vergangenen Wochen haben sich zahlreiche so genannte Digitalisierungshelferinnen und -helfer aus allen Fakultäten beim ZLE gemeldet: Diese freiwilligen Helfer sollen Lehrkräften beratend zur Seite stehen und ihnen einen möglichst niedrigschwelligen Übergang in die Online-Lehre ermöglichen.

Vom ausschließlichen Einsatz synchroner Formate wie Live-Übertragungen von Vorlesungen rät das ZLE in Zeiten überlasteter Netzwerke jedoch ab. Praktikabler seien vorab aufgezeichnete Vorträge oder auf der Online-Plattform bereitgestellte Lernmaterialien, die Studierende zuhause herunterladen und bearbeiten können.

Für Diskussionen stehen Online-Foren zur Verfügung, über die auch Dokumente ausgetauscht werden. Gruppenarbeiten können hingegen durch gemeinschaftlich erstellte Wikis oder Glossare ersetzt werden. „Um die Motivation der Studierenden aufrecht zu erhalten, sollten sie regelmäßig Rückmeldung zu ihrem Lernfortschritt erhalten. Hierzu bietet sich die Quizfunktion der Plattform Moodle an, oder die Studierenden erledigen fristgerecht Aufgaben, die bewertet und diskutiert werden“, erklärt Dr. Tatjana Spaeth, inhaltliche Leiterin des ZLE. Wie die Online-Varianten ihrer Lehrveranstaltungen ablaufen werden, erfahren Studierende rechtzeitig unter anderem auf der Webseite der Universität.

In der Corona-Krise profitieren Lehrende von der Erfahrung einiger Online-Pioniere an der Universität Ulm. Seit vielen Jahren setzt allen voran die School of Advanced Professional Studies (SAPS), die berufsbegleitende Weiterbildungen anbietet, auf digitale Lernformate. Zudem hat das Institut für Psychologie und Pädagogik im vergangenen Sommersemester 30 Vorlesungen aufgezeichnet, die nun wieder eingesetzt werden können. Über die Zeit der Bibliotheksschließung hinaus stellt das kiz digitale Semesterapparate zur Verfügung und informiert über Freischaltungen von Lehrbüchern sowie Zeitschriften.

Für naturwissenschaftliche Praktika im Labor, Lehrveranstaltungen der medizinischen Fakultät mit Patientenkontakt oder Exkursionen wird es allerdings schwierig, gleichwertige Online-Lösungen zu finden. Wann immer möglich, sollen diese Formate in die zweite Hälfte des Sommersemesters verschoben und theoretische Studieninhalte vorgezogen werden. Es sei denn, Lehrende finden kreative Alternativen: So plant der Biologe und Digitalisierungshelfer Dr. Philipp von Wrangell eine Online-Exkursion: „Die Exkursion ,Frühblüher‘ eignet sich besonders gut für ein Lehrvideo, denn die Zahl der zu erwartenden Arten ist überschaubar: Ich gehe also mit der Kamera in ein geeignetes Gebiet, dokumentiere relevante Arten und gebe Begleitinformationen. Wenn das Video auf der Lernplattform hochgeladen ist, kann ich mit den Studierenden diskutieren – und ich gebe ihnen die Möglichkeit, die Exkursion anhand der veröffentlichten GPS-Daten alleine, in freier Natur nachzuvollziehen.“

Zum Lehrbetrieb gehören natürlich auch Prüfungen. Schon jetzt besteht die Möglichkeit, Doktor- oder Habilitationsprüfungen sowie weitere mündliche Abschlussprüfungen per Videotelefonie abzulegen. Ob diese Prüfungsform ausgebaut wird, muss sich im Laufe des Sommersemesters zeigen. Weiterhin könnten schriftliche Klausuren durch Hausarbeiten oder andere onlinebasierte Leistungsnachweise ersetzt werden. Für Medizinstudierende gelten Ausnahmeregelungen. Sie erhalten zum Beispiel die Möglichkeit, vor ihrer M2-Prüfung, bei der die ärztliche Approbation erworben wird, ins Praktische Jahr einzutreten.

Derzeit deutet an der Universität Ulm vieles auf ein größtenteils onlinebasiertes Sommersemester hin. Doch selbst wenn Präsenzveranstaltungen in einigen Wochen wieder möglich sein sollten, bietet die digitale Lehre Vorteile: Lernende können den oft multimedial aufbereiteten Stoff in ihrem individuellen Tempo erfassen und optimieren nicht zuletzt ihr Zeit- und Selbstmanagement. „Ich bedanke mich bei allen Lehrenden, die mit großem Engagement ein digitales Semester vorbereiten und Online-Varianten ihrer Veranstaltungen erstellen. Gemeinsam mit dem ZLE, dem Kompetenzzentrum eEducation und dem kiz können wir Lehrangebote mit Mehrwert schaffen, so dass Studierende gestärkt aus diesem digitalen Semester herausgehen“, sagt Professorin Olga Pollatos, Vizepräsidentin für Lehre an der Universität Ulm.

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