Uniklinik Ulm: Roboter daVinci am Operationstisch

Technologischer Fortschritt

An der Uniklinik Ulm tauschen Chirurgen vermehrt Skalpell gegen Joystick.

Trotzdem ist immer noch der Mensch, genauer der Chirurg oder die Chirurgin hauptverantwortlich für die Operation. Der Roboter dient eher als der verlängerte Arm des Arztes oder der Ärztin.

Wie ist der Operations-Roboter aufgebaut?

Das daVinci Operationssystem besteht aus 3 Teilen. An der Chirurgen-Konsole sitzt der Operateur und sieht die Instrumente sowie das Operationsfeld vor sich auf dem Bildschirm. Allerdings durch moderne Kameratechnik dreidimensional und zehnfach vergrößert. Mit kleinen Hebeln, Schaltern und Fingerspitzengefühl steuert er die Instrumente des Roboters. Diese sind am Patientenwagen des Roboters befestigt und mit seinen vier Armen führt dieser dann die Operation durch. Dabei gleicht er jedes Zittern des Arztes aus. Damit der Roboter die Befehle des Chirurgen in Echtzeit verarbeiten kann, ist sein dritter Bestandteil ein Rechenturm.

Die Technik ist nicht neu

Prof. Dr. Bernd Mühling

Der daVinci wird schon seit einigen Jahren routinemäßig an der Uniklinik eingesetzt, vor allem bei urologischen Operationen und in der Viszeralchirurgie, also Operationen im Bauchbereich. Die Innovation ist, dass der Roboter nun auch in der Thoraxchirurgie, also bei Operationen im Brustraum verwendet wird. Unter anderem geht es um die Therapie von Pneumothoraxen, was die krankhafte Ansammlung von Luft im Brustkorb zwischen dem inneren und äußeren Lungenfell beschreibt.
Gründe für den verspäteten Einsatz von daVinci in der Thoraxchirugie nennt Prof. Dr. Bernd Mühling, unter dessen Leitung die ersten Thorax-Operationen an der Uniklinik Ulm durchgeführt wurden:

Der Hauptgrund ist zum einen die Logistik, das heißt die Verfügbarkeit des Systems, die mit den anderen Disziplinen abgestimmt werden muss. Zum anderen gibt es eine gewisse Lernkurve beim Einsatz des OP-Roboters, die vorab zu bewältigen ist. Gerade Lungenresektionen zählen aufgrund der Technik und der möglichen Komplikationsrate zu den anspruchsvollsten Eingriffen in der Chirurgie – man kann sich praktisch keinen Fehler erlauben. Aus diesen Gründen war die Hemmschwelle, den daVinci im Thorax einzusetzen, sicherlich höher.

Nicht jeder Chirurg oder jede Chirurgin kann einfach mit dem daVinci drauflos operieren. Die Benutzung des Roboters erfordert eine umfassende Ausbildung, theoretische und praktische Trainings, teils Selbststudium und teils Vorträge durch die Herstellerfirma.

Was bringt der Roboter?

Der Mehrwert durch eine Operation mit dem daVinci besteht in der geringeren Belastung der Patientinnen und Patienten durch kleinere Schnitte sowie in der exzellenten Übersicht des OP-Feldes für die Chirurginnen und Chirurgen.

Sagt Mühling. Die Operation mit daVinci geht auch schneller, was bedeutet, dass die Patienten kürzer in Narkose versetzt werden müssen. Der Klinikaufenthalt wird insgesamt verkürzt, da die minimalinvasiven Schnitte, die der Roboter setzt, schneller verheilen.

daVinci steckt noch in den Kinderschuhen

Das Roboter-assistierte Operieren bietet viele Chancen und ist längst noch nicht komplett auserzählt. Es ist aber jetzt bereits absehbar, dass der technologische Fortschritt auch nicht vor Operationssälen oder Skalpellen haltmacht. Prof. Dr. Mühling:

Die Tendenz ist sicherlich, den Roboter noch mehr und regelhaft in allen Bereichen einzusetzen. Weitere zukünftige Einsatzmöglichkeiten bestehen theoretisch darin, dass ein erfahrener daVinci-Operateur über große Entfernungen Eingriffe durchführt und so nicht zwingend im Operationssaal anwesend sein muss. Vor dem Hintergrund des Nachwuchsmangels in der Chirurgie und des Mangels an erfahrenen Operateuren könnte dies eine Einsatzmöglichkeit sein, die sich zwangsläufig ergibt.

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