United Tribuns-Verbot: Razzien auch in Ulm

Aktion gegen Rockerkriminalität im Land

Der Staat zeigt der Rockerkriminalität die rote Karte. Bei einem bundesweiten Großeinsatz wurden Objekte der rockerähnlichen Gruppierung «United Tribuns» durchsucht und diese zugleich aufgelöst. Ihr Ursprung liegt im Südwesten

Im Zuge des Verbots der rockerähnlichen Gruppierung «United Tribuns» haben auch in Baden-Württemberg Razzien stattgefunden. Nach Auskunft des Innenministeriums in Stuttgart haben am Mittwochmorgen über 100 Beamte fünf Objekte von Vorstandsmitgliedern durchsucht. Ihnen wurden die Verbotsverfügungen ausgehändigt.

Betroffen waren Lokalitäten in Konstanz, Pforzheim, Reutlingen und zwei in Ulm.

Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, das Verbot sei ein weiterer bedeutsamer Schlag gegen die organisierte Rockerkriminalität. Die in Baden-Württemberg gegründeten «United Tribuns» hätten zu ihren Hochzeiten im Land etwa durch eine Machtdemonstration mit rund 150 Mitgliedern aus dem gesamten Bundesgebiet die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt.

Die Polizei durchsuchte Privatwohnungen und Vereinsräume der Gruppe in neun Bundesländern. Mitglieder der «United Tribuns» hätten schwerste Straftaten begangen, unter anderem Sexualstraftaten, Menschenhandel und versuchte Tötungsdelikte, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). «Wir müssen als Rechtsstaat sehr deutlich zeigen, dass wir Gruppierungen, von denen so schwere Straftaten ausgehen, nicht dulden.» Innenminister Strobl pflichtete bei: «Der heutige Tag zeigt, dass der Staat sein Gewaltmonopol mit allen zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln durchsetzt.»

Der Organisation werden im Südwesten unter anderem Körperverletzungen, Menschenhandel, versuchter Betrug und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zur Last gelegt. Prägend für den Verein ist laut Strobl dessen strafrechtswidrige Selbstbehauptung gegenüber konkurrierenden Rocker- und rockerähnlichen Gruppierungen.

An den Maßnahmen im Südwesten waren 107 Beamte der Polizeipräsidien Konstanz, Pforzheim, Ulm und Reutlingen sowie Spezialeinheiten und Spezialkräfte des Polizeipräsidiums Einsatz beteiligt.

Schon am Dienstag hatten Ermittler bei einer Großrazzia im Süden Baden-Württembergs mehrere Verdächtige vorläufig festgenommen, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft Konstanz zumindest im Umfeld der «United Tribuns» zu verorten sind. «Ob Mitglieder der Gruppe darunter sind, lässt sich bisher noch nicht sagen», sagte ein Sprecher der Behörde. «Es ist aber nicht so, dass sie nichts mit ihnen zu tun hatten.» Die Verdächtigen sollen gewerbs- und bandenmäßig mit Drogen gehandelt und Frauen zur Prostitution gezwungen haben.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren die «United Tribuns» 2004 von einem ehemaligen bosnischen Boxer in Villingen-Schwenningen gegründet worden. Ihr gehörten Deutsche und Ausländer an, die überwiegend aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien stammen. Der Gründer soll sich nicht mehr in Deutschland aufhalten. Der Mann, der während des Krieges in Bosnien als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, arbeitete den Angaben zufolge zunächst als Türsteher und gründete später mit anderen zwei Bordelle.

Das Vereinsverbot erfolgt nach Angaben des Bundesministeriums in Abstimmung mit den Innenministerien von Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen.

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