Was tun bei Mobbing?

Es zieht sich vom Spielplatz, über die Schulen bis in die Büros ganz Schwabens: Mobbing. Noch nie mussten sich so viele Menschen mit diesem Thema auseinandersetzen, wie zur heutigen Zeit. Immer öfters wird aus kindlichem Spaß bitterer Ernst. Was machen, wenn Kinder oder Kollegen bösartig schikanieren, ausgrenzen oder sogar körperlich angreifen?

Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass Mobbing zu einem zunehmenden Problem auf dem Schulhof wird und was können Eltern und Lehrer dagegen unternehmen? Wir haben mit einem  Experten über das Thema „Mobbing“ gesprochen – Andreas Schmied ist Unternehmensberater, Experte für Lebensglück und ein Anti-Mobbing-Coach.

Herr Schmied, kleine Neckereien gehörten schon immer zum Schulalltag dazu – Jetzt ist aber auch immer häufiger von „Mobbing“ an den Schulen die Rede. Oft beginnt das „mobben“ schon in der Grundschule, die Kinder werden also immer jünger – Womit hängt diese Entwicklung zusammen?      

Ich sehe es als ein allgemeines gesellschaftliches Problem an. Jeder ist sich selbst am Nächsten. Es herrscht Neid und Missgunst. Man verpetzt jemanden, hängt jemanden hin nur um besser da zu stehen oder man sucht sich einen vermeintlich Schwächeren, um seine Wut, seine Angst an dem Anderen auslassen zu können. Es gibt immer weniger Eltern, die Zeit für ihre Kinder haben dadurch wachsen die Kleinen allein auf und auch Lehrer/innen sind überfordert mit der ganzen Situation. All das trägt verstärkt zu Mobbing bei.

Wo liegt die Grenze zwischen harmlosen Hänseleien und Schulmobbing?

Ich denke Mobbing geht los, sobald jemand verletzt wird. Sei es körperlich oder seelisch – sobald jemand ausgegrenzt wird beginnt Mobbing. Das Problem ist, dass oft alles nur als Spaß gesehen wird. Ich denke, wenn es einmal passiert, kann es noch als Hänselei durchgehen, aber das kommt natürlich auch immer auf die Art und Weise der Hänselei an. Jeder Mensch, jeder Schüler, jede Schülerin nimmt solche Hänseleinen anders auf.

Für den einen ist es schon schlimm wenn man sagt: „Hey du Rothaarige“, für den Nächsten ist das gar nicht schlimm, deshalb lässt sich das sehr schwer trennen.

Gibt es einen „Schuldigen“ an dieser Situation?

Ich möchte niemandem den Schwarzen Peter oder die Schuld zu schieben. Es gibt da einfach bestimmte Sachen die man sich anschauen muss: Zum einen hat sich unsere Gesellschaft gewandelt, Neid herrscht vor, jeder ist sich selbst am Nächsten. Lehrer und Lehrerinnen sind überfordert, genauso wie Rektoren. Die Schüler und Schülerinnen haben einen wahnsinnigen Druck, Eltern sind überfordert – ich denke, da spielen so viele Dinge mit rein, da kann man gar niemandem sagen, er sei verantwortlich oder schuld. Ich denke die Punkte, die ich genannt habe sollte man betrachten.

 

Eltern fällt es oft nicht auf

 

Sind Eltern auch machtlos? – Sie sind ja nicht dabei, wenn die Kinder in der Schule sind. 

Es stimmt, dass viele Eltern machtlos sind, wenn ihre Kinder in der Grundschule gemobbt werden. Eine Hauptursache dafür ist, dass sich die Kinder schämen, dass sie Angst haben, dass sie sogar erpresst werden und deswegen daheim nichts sagen. Eltern fällt das dann oft nicht auf oder sie denken, ihr Kind sei einfach schlecht gelaunt und komisch – aufgrund der kindlichen Entwicklung. Das ist sehr schade und da kann ich nur an die Eltern appellieren: „Fragt euer Kind, sprecht es an, schenkt ihm Vertrauen, seid offen und erwähnt auch immer das Thema Mobbing – dass es das gibt!“

Welche Maßnahmen sollten Lehrer in solchen Fällen ergreifen?

Wenn Sie feststellen, dass ein Kind oder mehrere Kinder ein anderes Kind mobben, ist es meiner Meinung nach ganz ganz wichtig zuerst das gemobbte Kind zu schützen und sich danach die Mobber und Mobberinnen zu schnappen. Es ist eine Aufgabe der Lehrer über die Folgen und Ursachen von Mobbing aufzuklären. Ich denke, dass Lehrer oft überfordert sind und nicht genau wissen, wie und was sie dagegen tun können. Deshalb ist es empfehlenswert alle Lehrer und Lehrerinnen in dieser Hinsicht auszubilden und zu sensibilisieren.

Kinder für Empathie sensibel machen, sodass es gar nicht erst zu Mobbing kommt oder Kinder mental stärken, damit sie sich gegen Mobbing wehren können – Was ist Ihrer Meinung nach wichtiger?

Ich finde beides sehr wichtig. Man sollte Kinder zur Empathie Fähigkeit erziehen und ihnen Mitgefühl und Werte des Zusammenlebens – vor allem Respekt vor anderen Menschen – vermitteln. Das ist sehr wichtig. Des Weiteren ist natürlich auch wichtig sie zu stärken, ihnen Kraft zu geben, ihnen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu schenken. Ich wurde aber auch einen dritten Punkt ergänzen, nämlich die Aufklärung und Präventionsarbeit über Mobbing und Cybermobbing in Schulen und Kindergärten.

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