Wegen Ukraine-Krieg: Auch LIQUI MOLY bricht Geschäfte mit Russland ab

Mit sofortiger Wirkung

Wegen des Ukraine-Kriegs bricht jetzt auch der Ulmer Schmieröl-Hersteller LIQUI MOLY seine Geschäfte mit Russland ab. Der scheidende Geschäftsführer Ernst Prost hat dazu einen offenen Brief geschrieben. Außerdem hat er mit seiner Ernst Prost Stiftung Menschen für Frieden eine Hilfsaktion auf den Weg gebracht.

Viele Unternehmen, Firmen und auch einzelne Geschäftsleute haben wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Geschäfte mit Russland abgebrochen. Darunter jetzt auch der Ulmer Schmieröl-Riese LIQUI MOLY. Einer Mitteilung nach sind mit sofortiger Wirkung die Geschäftsbeziehungen zu Russland abgebrochen worden. Das Unternehmen verzichte dadurch auf 40 Millionen Euro Umsatz.

Der scheidende Geschäftsführer Ernst Prost hat dazu einen offenen Brief geschrieben. Außerdem hat er mit seiner Ernst Prost Stiftung Menschen für Frieden eine Hilfsaktion auf den Weg gebracht.

Geschäftsmann und Friedensaktivist: Der offene Brief von Ernst Prost

Sehr geehrte Damen und Herren

Ihnen brauche ich nicht zu erzählen, wie dramatisch die Lage ist. Es herrscht ein brutaler Angriffskrieg in Europa. Unsägliches menschliches Leid hat eine einzige Person über die Ukraine gebracht und bedroht damit unser gesamtes Staatengefüge, unsere Demokratie, unsere Freiheit. Wir von LIQUI MOLY haben Sofortmaßnahmen getroffen. Wir sind nicht von Einfuhrsanktionen betroffen. Dennoch haben wir mit sofortiger Wirkung unsere Geschäftsbeziehungen zu Russland abgebrochen und verzichten auf 40 Millionen Euro Umsatz. Mehrere Millionen Euro an ausstehenden Zahlungen schreiben wir ab.

Über unsere große Hilfsaktion für unsere Freunde in der Ukraine haben wir Sie bereits in den vergangenen Tagen unterrichtet. Diese läuft dank unserer Mannschaft, unseren russischen und ukrainischen Partnern und meiner Frau Kerstin Thiele auf Hochtouren. Tag und Nacht sammelt sie mit unserer Stiftung Spenden für den Kauf von medizinischen Hilfsmitteln. Morgen trifft bereits die erste große Sendung mit fabrikneuem Hilfsmaterial im Warenlager an der polnisch-ukrainischen Grenze ein. Darunter: Schmerzmittel, Verbandmaterial, Infusionsschläuche, Spezialkompressen zum Abbinden stark blutender Gliedmaßen. All das, was man halt braucht, wenn einer in einem Angriffskrieg Vernichtung, Verstümmelung und Tod über ein ganzes Volk bringt und dabei über Leichen geht – auch über Kinderleichen.

Große Verdienste erwirbt sich zurzeit unser ehemaliger Kollege Ibrahim Memis, der in die Medizinbranche abgewandert ist und uns jetzt bei der Beschaffung der benötigten Hilfsmittel unter die Arme greift, indem er auf Rechnung unserer Stiftung einkauft und den Transport der Güter organisiert. Dafür möchte ich meinen Dank aussprechen. Auch unser Partner und guter Freund Boris T. spielt eine tragende Rolle beim Einsammeln von Spenden in seinem Netzwerk und bei der Verteilung der Hilfsmittel in der Ukraine. Normalerweise ist er einer unser Partner für Russland. Nun kämpft er an der Seite seines Brudervolkes, der Ukraine, für die Demokratie, für die Freiheit. Boris wir stehen alle an der Seite der Ukraine. Wir sind Freunde!

Herrn Professor Würth und seiner Familie sage ich danke für die signifikante spontane Großspende. Die LIQUI MOLY-Familie funktioniert. Allen weiteren Beteiligten sage ich vielen, vielen herzlichen Dank für die Spenden und die überwältigende Unterstützung. Alle leisten in vielerlei Hinsicht ihren Beitrag für diese gemeinsame humanitäre Aktion durch uns und unsere Kunden.

Zum Schluss möchte ich Ihnen, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Medien die bewegende Geschichte unseres Kunden und Freunds Slava S. erzählen. Slava S. ist seit vielen Jahren Teil der LIQUI MOLY-Familie. Ich habe heute noch mit ihm telefoniert. Er steht in selbstgekauften Stiefeln und Outdoor-Kleidung in Kiew – mit einer Kalaschnikow in der Hand. Er schießt auf russische Fallschirmjäger, weil auch er beschossen wird. Seine Frau und seine beiden Kinder hat er über die Grenze in Sicherheit gebracht. Jetzt kämpft er einen blutigen Kampf, verteidigt sein Heimatland, sein Volk aber auch Freiheit und Demokratie und damit uns alle in Europa und somit auch unsere Frauen und Kinder. Ich hoffe, dass er noch lebt, wenn ich ihn heute Abend wieder anrufe.

Für uns ist die Situation vielleicht manchmal abstrakt, kaum fassbar und beängstigend zugleich. Aber wir sind alle miteinander verflochten, im Geiste verbrüdert. Wir reden über menschliche Schicksale, Tragödien, Leid und Tod. Wir reden über Dinge, die ich mir in meinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen kann. Wir müssen zusammenhalten, wir müssen helfen. Deshalb bitte ich, sich weiterhin mit aller medialen Gewalt gegen diese Tyrannei zu stellen und auf alle Unterstützungswege aufmerksam zu machen. So wie auf unsere Aktion. Spenden nehmen wir über meine Stiftung ‚Menschen für Frieden, Frieden für Menschen‘ entgegen. Jeder Euro kommt an. Das versprechen wir.

Ihr
Ernst Prost

Zur Spendenseite „Hilfslieferungen für die Ukraine“ geht’s hier lang. Das Spendenformular der Ernst Prost Stiftung finden Sie hier.

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