Wenn Polizisten im Fokus der Ermittlungen stehen

Auch in Ulm gibt es entsprechende Fälle

Rund 24 000 Polizisten und Polizistinnen arbeiten in Baden-Württemberg. Gegen mehr als 570 von ihnen wurde im vergangenen Jahr ermittelt - in den meisten Fällen wegen Gewaltausübung.

Das Justizministerium in Baden-Württemberg hat im vergangenen Jahr 577 Ermittlungsverfahren in drei Sachgebieten gegen Polizeibeamte registriert. Im Jahr 2021 waren es noch 689. Dem Innenministerium zufolge arbeiten rund 24 000 Polizeivollzugsbeamte in Baden-Württemberg.

Mit 296 (Vorjahr 290) Fällen gab es im vergangenen Jahr die meisten Ermittlungen wegen Gewaltausübung durch Polizeibedienstete, wie die Behörde auf Anfrage mitteilte. Wegen Zwangs und Missbrauch des Amtes wurde 2022 demnach in mehr als 270 Fällen ermittelt, im Vorjahr waren es 390 Fälle. In acht Fällen hieß der Vorwurf im vergangenen Jahr vorsätzliche Tötung durch Polizeibedienstete. 2021 gab es deswegen neun Ermittlungen. Anzeigen gegen Polizisten seien in der Statistik nicht enthalten, so ein Sprecher.

Polizisten und Polizistinnen geraten immer wieder ins Visier der Ermittler. Die aktuellen Zahlen zu Disziplinarverfahren gegen Beamte im Südwesten liegen noch nicht vor. Derzeit laufen etwa in Ulm Verfahren gegen 15 Beamte. Sie stehen laut Staatsanwaltschaft Ulm im Verdacht, Kinderpornografie besessen und volksverhetzende und gewaltverherrlichende Inhalte über einen Messengerdienst verbreitet zu haben. Betroffen sind demnach die Polizeipräsidien Ulm, Aalen, Reutlingen, Pforzheim und die Bereitschaftspolizei Göppingen.

Ausgelöst hatte die Ermittlungen demnach ein Zufallsfund im Dezember. Bei einem Beamten des Ulmer Polizeipräsidiums habe man der Staatsanwaltschaft zufolge verfassungsfeindliche Inhalte entdeckt. Das Landeskriminalamt untersucht seitdem rund 6000 Chatgruppen. Gegen 70 Polizeibedienstete würden in diesem Zusammenhang landesweit disziplinarrechtliche Untersuchungen geführt.

Laut Staatsanwaltschaft sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, die Zahl der Verdächtigen könnte sich demnach noch erhöhen.

Für die Ermittlungen gegen Polizeibedienstete sind unterschiedliche Stellen zuständig. Das Landeskriminalamt (LKA) etwa führt laut einem Sprecher insbesondere Verfahren bei einem polizeilichen Schusswaffengebrauch, bei dem ein Mensch verletzt oder getötet wurde. Auch wenn mehrere Dienststellen betroffen sind, wird das LKA tätig.

Das könnte Dich auch interessieren

24.10.2023 Ulm: Staatsanwaltschaft ermittelt noch gegen Polizeibeamte Noch immer laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ulm. Ein Polizeibeamter wurde bereits zu einer Geldstrafe verurteilt. Laut Anklagebehörde sind drei Verfahren noch anhängig, vier weitere wurden an andere Staatsanwaltschaften abgegeben, andere aus Mangel an Beweisen eingestellt. Insgesamt befanden sich 15 Beamte im Visier der Ermittler. Die Vorwürfe reichten von volksverhetzenden und gewaltverherrlichenden Inhalten bis zum 22.04.2024 Polizeipräsidium Ulm erwischt 991 Temposünder Überhöhte Geschwindigkeit ist bei schweren Verkehrsunfällen nach wie vor die Unfallursache Nummer eins. Mit Verkehrssicherheitsaktionen wie dem Speedmarathon wollen Polizei, Kommunen und Landratsämter diese Unfallursache bekämpfen und ein Umdenken bewirken, wie das Polizeipräsidium Ulm mitteilt. An insgesamt 45 Kontrollstellen führte die Polizei in der Region Geschwindigkeitsmessungen durch. Von 44.419 Fahrzeugen fuhren 991 zu schnell. 548 15.02.2024 Protest-Eskalation von Biberach soll Konsequenzen haben Über den eskalierten Protest vor dem politischen Aschermittwoch der Grünen und die Folgen soll im Landtag diskutiert werden. Innenminister Thomas Strobl (CDU) will dem Innenausschuss Rede und Antwort stehen. Verschiedene Fraktionen fordern Aufklärung und Konsequenzen. So müsse Strobl vor allem mit Blick auf Parteiveranstaltungen vor den anstehenden Wahlen ein Sicherheitskonzept vorlegen, erklärte SPD-Innenpolitiker Sascha Binder. 30.01.2024 Haftstrafe für Besitz von Kinderpornografie Das Landgericht Schweinfurt hat einen Mann zu fünf Jahren und neun Monaten Haft wegen Verbreitung und Besitzes kinderpornografischer Inhalte verurteilt. Das teilte ein Gerichtssprecher am Dienstag mit. Die Entscheidung sei noch nicht rechtskräftig. Die Vorwürfe der Anklage, dass der 39-Jährige mit einem Komplizen einen Jungen entführen, vergewaltigen und töten wollte, ließen sich dagegen im Prozess