Ausbildung: So wurde Petra aus Tübingen Notfallseelsorgerin

Notfallseelsorgerin Petra Geldner — © privat
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Sie arbeiten dort, wo für Menschen die Welt zusammenbricht

Notfallseelsorger werden dann gerufen, wenn Einsatzkräfte bei schweren Unglücken wie Verkehrsunfällen ihre Arbeit erledigt haben. „Die sagen, wir müssen jetzt gehen, aber es wäre gut, wenn noch jemand eine Weile hier sein könnte, bis die Angehörigen kommen“ erklärt Petra Geldner. Die Betroffenen sollen in den schwierigen Situationen nicht alleingelassen werden.

Nach einem tragischen Todesfall in der Familie von Petra Geldner war es genau diese Unterstützung von außen, die der Familie half, die ersten schwierigen Stunden zu überstehen. Inspiriert von diesem Erlebnis und dem Erfahrungsbericht einer Mitarbeiterin ihrer Kirchengemeinde, die in der Notfallseelsorge tätig ist, beschließt Petra, selbst die Ausbildung als Notfallseelsorgerin zu absolvieren.

Wie wird man Notfallseelsorger?

Der Grundkurs in der Notfallseelsorge besteht aus zwei Schulungswochen im Frühjahr und Herbst, sowie einer Hospitationsphase, in der erfahrene Notfallseelsorger begleitetet werden. In diesem Kurs lernen die ehrenamtlichen Mitarbeiter über die Zusammenarbeit mit den Rettungskräften, vor allem aber auch über den Umgang mit den betroffenen Personen: wie sind die Gespräche zu führen, welche Themen sollten sie ansprechen und wie gehen sie am besten auf die Bedürfnisse der Menschen ein, die ganz unterschiedlich aussehen können. Die Notfallseelsorger versuchen die Menschen so zu begleiten, dass kein bleibendes Trauma entsteht.

Einsätze können von den Notfallseelsorgenden aber auch immer abgegeben werden, wenn es ihnen selbst nicht mehr gut geht. „Diese Freiheit müssen wir haben, um einsatzfähig zu bleiben“ schildert Petra. Oft merken die Seelsorgenden auch erst nach einem Einsatz, wie viel Kraft dieser sie gekostet hat. Für solche Situationen gibt es die Supervision, Gespräche mit anderen, in denen belastende Situationen zusammen reflektiert und aufgearbeitet werden. Zu hören, wie andere die Situation wahrnehmen, kann laut Petra sehr entlastend sein.

„Absolute Grundvoraussetzung ist es, keine Berührungsängste zu haben“

Petra arbeitete früher in der Altenhilfe, wo sie bereits mit dem Thema Sterben und Tod konfrontiert war. Durch ihren Hauptberuf als Sozialpädagogin bringt sie auch viele Erfahrungen aus dem Bereich der Sozialpädagogik und Psychologie mit, die bei Einsätzen sehr hilfreich sind. Die speziellen Notfallseelsorge-Ausbildung ist dennoch sehr wichtig: „Wir kommen zu Menschen in Extremsituationen. (…) Du rettest die Situation nicht, dass muss man sich klarmachen, aber du kannst die Menschen begleiten.“

Über die Notfallseelsorge

Petra arbeitet als Notfallseelsorgerin bei der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Rund 1,9 Millionen Menschen gehören dieser an. Landesbischof der Evangelischen Landeskirche ist seit 2022 der ehemalige Dekan des Ulmer Münsters, Ernst-Wilhelm Gohl. Die Kirchenleitung hat ihren Sitz im Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart.

Die Notfallseelsorge ist ein ökumenisches Angebot der Kirchen, das aber allen Menschen offen steht, die sich in einer Krisensituation seelsorglichen Beistand wünschen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit.

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