Nach über 50 Jahren: In Ulm wurden wieder neue Zillen gebaut

Zillen Taufe

Eine jahrhundertealte Tradition

Erstmals seit über 50 Jahren wurden in Ulm wieder über zehn Meter lange Zillen gebaut. Dabei hat der Zillenbau eine lange Tradition. Schon vor Jahrhunderten wurden Zillen für den Warentransport, die Fischerei und als Passagierboote genutzt. Auch heute werden Zillen weiterhin verwendet, so zum  Beispiel als Feuerwehrboote, Fischerboote oder Freizeitfahrzeuge. 

„Ich freue mich sehr darüber, dass unser Baubetriebshof diese schöne Ulmer Tradition fortführt“, sagt Oberbürgermeister Martin Ansbacher. „Die Zillen gehören zur Geschichte unserer Stadt – durch die neuen Boote lassen wir sie wieder aufleben.“

Was ist überhaupt eine Zille?

Die Zille ist ein flachbodiges Boot mit spitz zulaufenden Enden. Vor allem im deutschen sowie im österreichischen Donauraum sind sie verbreitet. Weil Zillen einen geringen Tiefgang haben, liegen sie stabil im Wasser – ohne dabei leicht zu kippen.

Auch die Ulmer Schachtel gehört zum Bootstyp der Zillen. In Ulm werden Zillen traditionell beim Fischerstechen und beim Nabada verwendet. Beim diesjährigen Nabada sollen die neugebauten Boote schon zum Einsatz kommen.

Bau der Zillen und des Weidling

Mit viel handwerklichem Geschick fertigten die Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofs zwei Zillen sowie einen Weidling an.

„In einer Zille stecken etwa 100 Stunden handwerkliche Arbeit. Im Weidling aufgrund seiner Größe und mehreren Details beträgt der Arbeitsaufwand etwa 170 Stunden“, sagt der Stellvertretende Sachgebietsleiter vom Sachgebiet Werkstätten des Städtischen Baubetriebshofs Thomas Zeitler.

Eine Schwierigkeit sei es gewesen, aufgrund der Spannung im Holz und der verschiedenen Neigungen, die Krümmung am Bug der Schiffe hinzubekommen. „Das haben wir aber mit einer Hilfskonstruktion, die um das Schiff geht, lösen können und somit konnten wir die Schiffsteile zueinander spannen und gefügig machen“, so Thomas Zeitler weiter.

Bedeutung für die Ulmer Kultur

„Die Zillen als Fortbewegungsmittel sind mit großer historischer Verbundenheit vertreten – vor allem wenn man an Nabada oder ans Fischerstechen denkt“, erklärt Martin Ansbacher. Die Boote verkörpern die historische Ulmer Mobilität auf dem Wasser.

Im Jahr 1570 holten Weinhändler aus Ingolstadt, Deggendorf und Windorf (im heutigen Landkreis Passau) Schiffbauer nach Ulm, die dort die ersten großen Transportzillen bauten. Mit einer Länge von 22 Metern und einer Breite von drei Metern hatten sie damals schon eine beachtliche Größe.

DONAU 3 FM
play_arrow
Miami Sound MachineConga
Die Nacht auf DONAU 3 FM
Die Nacht auf DONAU 3 FM