Neu-Ulm: Kleiner Samuel wird zweimal geboren

Geburt
Am 22.03. wurde in der Neu-Ulmer Donauklinik ein Baby im weitesten Sinne „zweimal geboren“, berichten die Kliniken der Kreisspitalstiftung. Der kleine Samuel wollte sich nicht von der Steißlage in die Schädellage drehen. Unerwartet setzten die Wehen ein, sodass auf dem Krankenhausparkplatz bereits die Füße des Babys zu sehen waren. Mit einem Notkaiserschnitt kam der Samuel doch noch auf die Welt. Seiner Mutter Ruth Wambui Piller und ihm geht es gut, beide erholen sich von dem Stress.
Eigentlich war alles anders geplant

Die Schwangerschaft von Ruth Wambui Piller verlief am Anfang vollkommen unkompliziert. Doch der kleine Samuel wollte sich nicht von der Steißlage in die Schädellage drehen. Deshalb hatte Frau Piller am 22.03. eigentlich einen Termin zur sogenannten Wendung. Dabei versuchen Geburtshelfer durch Handgriffe am Bauch der Schwangeren das Kind in die richtige Lage zu drehen, sodass es normal geboren werden kann. „Die äußere Wendung gelingt uns bei ca. 65 Prozent“, erläutert die Kreißsaal-Oberärztin Annette Kampmeier. Doch der 22.03. verlief für die Schwangere und ihr Kind anders als erwartet.
In der Nacht zum 22.03. begannen die Wehen und die Eltern begaben sich zu dem Krankenhaus. Am Krankenhausparkplatz angekommen, schauten bereits die Füßchen des kleinen Samuels hervor. Eine Hebamme und zwei Ärztinnen brachten die Familie schnellstmöglich auf einer Liege in den Kreißsaal, wo bereits ein Notfallteam bereitstand. Mittlerweile war der gesamte Rumpf des Kindes schon geboren. Die Beteiligten hofften, dass auch der Kopf auf natürliche Weise geboren werden würde, doch der kleine Samuel hatte seine Arme nach oben geschlagen. Der Umfang des Kopfes und der Arme war zu groß. Er passte nicht durch die Scheide. Auch manuelle Versuche, das Baby durch die Scheide zu gebären, schlugen fehl. Eine riskante Situation für Mutter und Kind.
Alle elf Sekunden stirbt eine schwangere Frau oder ein Neugeborenes
Weltweit überleben heute mehr Frauen und ihre Kinder als jemals zuvor, das geht aus dem Bericht der UNICEF hervor. Dennoch hätten 2017 weltweit über 2,8 Millionen Mütter ihr Leben durch Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt verloren. Dabei sollen sich 80 Prozent aller Todesfälle von Müttern und Kindern im südlichen Afrika und südlichen Asien ereignen.
"In meiner Heimat wären wir vielleicht gestorben", sagt Ruth Wambui Piller, die aus Kenia stammt und die geburtshilflichen Risiken dort kennt.
Frau Piller und Samuel hatten Glück. Es wurde ein Notkaiserschnitt durchgeführt und fünf Minuten später erblickte das Baby das Licht der Welt. Samuel wurde im weiteren Sinne damit „zweimal geboren“ – zuerst durch die Scheide und dann durch den Kaiserschnitt, erklärt die Kliniken der Kreisspitalstiftung. „Tief beeindruckt hat uns die, trotz Todesangst und Sorge um ihr Kind, ruhige Mitarbeit der Gebärenden“, so der Chefarzt der Abteilung, Priv. Doz. Dr. Andreas Reich.
Für die Mutter und Kind geht es gut. Nach der Geburt erholte sich Samuel rasch von den Strapazen.