Da brauchten die Polizisten und Feuerwehrleute eine Weile, um zu verstehen, warum im Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld auf 150 Metern vier kaputte Autos und eine einsturzgefährdete Doppelgarage zu finden waren. Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei wollte ein 89-jähriger Autofahrer am Donnerstagabend seinen BMW ausparken. In einem schmalen Weg stieß er aber mit größerer Wucht gegen zwei andere geparkte Autos. Ein VW wurde dabei auf der gegenüberliegenden Straßenseite quer in eine Hecke gedrückt. Danach fuhr der betagte Mann plötzlich nach vorne und rund 150 Meter unfallfrei durch die enge Straße an geparkten Autos vorbei. Als der Weg einen 90-Grad-Knick nach links machte, rammte der BMW frontal eine Garage. Der BMW riss links einige Mauersteine heraus, durchbrach das Garagentor und krachte in das Heck eines Mercedes, der in der Garage geparkt war.
Unfall mit schwerwiegenden Folgen
Die Airbags des BMW lösten aus und schützten den Unfallfahrer, der mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurde. Der Einschlag des BMW in der fremden Garage war so heftig, dass der dort geparkte Mercedes nach vorne geschoben wurde und dadurch die hintere Garagenwand ein Stück nach hinten gedrückt wurde.
Rainer Siegwardt, Einsatzleiter der alarmierten Feuerwehr Neu-Ulm, erkannte sofort die Einsturzgefahr für die schwer beschädigte Doppelgarage und ließ Fachleute des Technischen Hilfswerks (THW) kommen. Ein Fachberater begutachtete die Statik der gemauerten Garage und stellte eine akute Gefahr fest – insbesondere beim Bergen der Unfallfahrzeuge, da sich die Position der hinteren Garagenwand verändern könnte.
Aufwendige Bergung der Fahrzeuge
Nach der Unfallaufnahme durch die Polizei wurden zuerst die beiden beschädigten Autos am Straßenanfang abgeschleppt. Anschließend wurde der BMW des Unfallverursachers mit einer Seilwinde aus der Garage gezogen, wobei das komplette Kühlwasser auslief und von der Feuerwehr gebunden werden musste. Bevor der Mercedes geborgen werden konnte, wurde der Garten hinter der Garage durch Scheinwerfer der Feuerwehr taghell ausgeleuchtet. Mehrere der rund 30 eingesetzten Feuerwehrleute sowie der THW-Fachberater positionierten sich im Garten, um die Wand zu beobachten. Weitere Feuerwehrleute blieben an der Straßenseite, um die Situation im Blick zu behalten. Während die Fahrer von zwei Abschleppwagen den Mercedes vorsichtig herausrangierten, beobachteten die Helfer aufmerksam die Garagenwände, um bei einem möglichen Einsturz schnell reagieren zu können.
Nachdem der Mercedes aus der Garage geholt war, wurde das gesamte Ausmaß des Schadens sichtbar: Ein daumenbreiter Riss neben der Tür zum Garten zieht sich bis zur Hauswand des angebauten Wohnhauses. Eine feste Verbindung zur Garagendecke besteht hier nicht mehr. Auch die Rückwand der Garage hängt stellenweise mehr als eine Handbreit nach hinten heraus und ist massiv beschädigt.
Einsturzgefahr und hohe Schäden
An der Vorderseite der Doppelgarage fehlen Mauersteine, und die Feuerwehr hat die Reste des Garagentors bereits entfernt. In der Garage wurde nahezu alles beschädigt oder zerstört, darunter neben dem Mercedes auch Elektrofahrräder. Die Nachbargarage war leer, doch auch dort wurde die Rückwand nach hinten versetzt, und das Garagentor schließt nicht mehr richtig. Die Feuerwehr Neu-Ulm stellte noch in der Nacht Bauzäune auf, um zu verhindern, dass jemand die einsturzgefährdete Garage betritt. Ein Abriss der Doppelgarage in den nächsten Tagen scheint unausweichlich.
Der BMW des Unfallverursachers erlitt einen Totalschaden, ebenso wie der Mercedes in der Garage. Auch der VW ist nach ersten Schätzungen ein wirtschaftlicher Totalschaden. Beim vierten beschädigten Auto konnten vor Ort noch keine genauen Angaben gemacht werden.
Die Polizeiinspektion Neu-Ulm ermittelt nun die genaue Unfallursache. Noch ist unklar, ob der Fahrer Gas und Bremse verwechselt hat oder ob eine medizinische Ursache für die Irrfahrt verantwortlich war. Glücklicherweise waren keine Menschen auf der schmalen Straße ohne Gehweg unterwegs.