Polizei: Weniger Kriminalität, mehr Gewalt

Kriminalstatistik für Schwaben Süd/West

Die Region Schwaben Süd/West gehört weiterhin zu den sichersten in Bayern. Das geht aus der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2024 hervor, die Polizeipräsidentin Dr. Claudia Strößner und Leitender Kriminaldirektor Michael Haber am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt haben. Die Zahlen zeigen insgesamt eine positive Entwicklung – auch wenn es in einzelnen Bereichen Zuwächse gibt.

Weniger Straftaten, leicht sinkende Aufklärungsquote

Im Jahr 2024 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West insgesamt 34.386 Straftaten registriert. Das bedeutet einen Rückgang um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die sogenannte Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ), die die Straftaten pro 100.000 Einwohner angibt, sank deutlich von 3.486 auf 3.376.

„Unsere Bürgerinnen und Bürger leben in einer der sichersten Regionen in Bayern“, betonte Polizeipräsidentin Dr. Strößner. Sie verwies auf den niedrigsten Stand an registrierten Straftaten seit zehn Jahren – ausgenommen der Corona-Jahre.

Allerdings gab es einen leichten Rückgang bei der Aufklärungsquote: Diese liegt nun bei 69,9 Prozent – im Vorjahr waren es noch 71,0 Prozent. Laut Strößner sei dies vor allem auf die Teillegalisierung von Cannabis zurückzuführen. Viele frühere Verstöße, die als leicht aufklärbare Delikte galten, würden nun nicht mehr als Straftaten erfasst.

Gewaltkriminalität nimmt zu – Alkohol spielt große Rolle

Besorgt zeigt sich die Polizei über den Anstieg der Gewaltkriminalität um 18,1 Prozent. Diese machte im vergangenen Jahr rund vier Prozent der Gesamtkriminalität aus. Besonders alarmierend: Fast ein Viertel (23,4 Prozent) der Tatverdächtigen stand bei der Tat unter Alkoholeinfluss. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich liegt dennoch bei beachtlichen 87,3 Prozent.

Rückgang bei Wohnungseinbrüchen – Prävention zeigt Wirkung

Erfreuliche Zahlen präsentierte die Polizei beim Wohnungseinbruchsdiebstahl: Mit 178 Fällen sank die Zahl der registrierten Einbrüche um 18 Prozent. Damit liegen die Zahlen deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt – landesweit gab es 2024 einen Anstieg um fast fünf Prozent.

„Unsere Präventionsmaßnahmen, wie Aufklärungskampagnen und Schwerpunktkontrollen, zeigen Wirkung“, sagte Strößner. Die Polizei verweist zudem auf das kostenlose Beratungsangebot in Kempten, Memmingen und Neu-Ulm, das im vergangenen Jahr intensiv genutzt wurde. Die Hälfte aller Einbrüche scheiterte an vorhandenen Sicherungstechniken.

Zunahme bei Sexualstraftaten durch Kinderpornografie

Bei Sexualdelikten verzeichnete die Polizei ebenfalls einen leichten Anstieg – insbesondere im Bereich der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte. Hier stieg die Fallzahl um 24,4 Prozent auf 490. Gleichzeitig ist der Anteil junger Tatverdächtiger (14–21 Jahre) rückläufig. Die Polizei führt dies auf verstärkte Präventionsarbeit an Schulen und in Jugendgruppen zurück.

Vergewaltigungen blieben mit 95 Fällen nahezu auf Vorjahresniveau, während der sexuelle Missbrauch – insbesondere an Kindern – um knapp elf Prozent zurückging.

Rauschgiftdelikte stark rückläufig – Cannabis-Reform zeigt Wirkung

Im Bereich der Rauschgiftkriminalität verzeichnete die Polizei mit 1.971 Fällen einen Rückgang um über 43 Prozent. Grund ist das neue Konsumcannabisgesetz (KCanG), das Besitz und Eigenanbau unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert. Die Aufklärungsquote bleibt mit 94,4 Prozent hoch.

Gleichzeitig stiegen die Verstöße mit Heroin (+35,7 Prozent) und Kokain (+14,1 Prozent) sowie die Drogendelikte im Straßenverkehr um 8,2 Prozent. Letztere summieren sich auf 1.291 Fälle, hinzu kommen über 700 Verkehrsordnungswidrigkeiten im Zusammenhang mit Cannabis.

„Die Gesetzesänderung bringt neue Herausforderungen mit sich – etwa die Überwachung von Konsumverbotszonen oder die Kontrolle des Eigenanbaus in Wohngemeinschaften“, erklärte Kriminaldirektor Haber. Von einer Eindämmung des Schwarzmarktes könne keine Rede sein, so Haber mit Blick auf zahlreiche Sicherstellungen großer Mengen Marihuana.

Wer sind die Tatverdächtigen?

Insgesamt wurden 18.816 Tatverdächtige ermittelt – 3,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon hatten 39,8 Prozent (7.481 Personen) keine deutsche Staatsangehörigkeit, darunter 2.005 Zuwanderer. Die Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger stieg um 2,2 Prozent – bei gleichzeitig sinkender Gesamtzahl.

Zum Stichtag 31. Dezember 2023 lebten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums rund 1,02 Millionen Menschen.

Ausblick

Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West sieht sich mit den aktuellen Entwicklungen gut aufgestellt – auch wenn Themen wie Gewaltkriminalität, Sexualdelikte im Netz und Drogendelikte im Straßenverkehr künftig weiter im Fokus stehen werden.

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