Mädchen und junge Frauen brauchen weibliche Vorbilder in Führungspositionen. Heute ist bundesweiter Girls’Day und Boys’Day. Beim Girls’Day schnuppern Schülerinnen in Berufe, in denen Frauen eher in der Unterzahl sind. Seit 2022 sinkt die Zahl der Chefinnen und Frauen in Führungspositionen sogar: Nur 14,3 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland haben eine Chefin, veröffentlichte die KfW im März.
Um Mädchen und jungen Frauen ab der achten Klasse Mut zu machen, eine Karriere mit Führungscharakter anzustreben, gibt es bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) die „Ich werde Chefin“-Aktion. Hier begleiten die Schülerinnen heute Unternehmerinnen in ihrem Arbeitsalltag. Die Hauptgeschäftsführerin der IHK Ulm Petra Engstler-Karrasch bei uns im Interview:
Talent und Erfolg ist keine Frage des Geschlechts. Wir wollen die Möglichkeit geben, Vorbilder kennenzulernen und Gelegenheiten zu sehen, die ermutigen, selbst diesen Weg zu gehen.
MINT-Berufe anstreben
Aus der Region sind Unternehmerinnen aus den verschiedensten Berufsbereichen bei der Aktion dabei: Ob aus dem Garten- und Landschaftsbau, der Spedition, IT, Tagespflege, Immobilienbranche, dem Textileinzelhandel, aus Agenturen oder dem Consulting.
Besonders wichtig bleibt es, Mädchen früh für MINT-Berufe zu ermutigen, also Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, denn hier herrscht allgemein ein großer Bedarf an Fachkräften. Aus der Erfahrung von Forschungsprojekten setzt Engstler-Karrasch hier auf Frühförderung:
Im Kindergarten werden oft Spielsachen genutzt, die das soziale Miteinander fördern. Aber es ist genauso wichtig die mathematischen Fähigkeiten zu fördern. Wenn ein Kind einen Turm mit anderen gebaut hat, sollte man nicht nur das soziale Miteinander loben, sondern zum Beispiel auch die Bauklötze zählen oder schauen, wie hoch der Turm denn geworden ist.
Kinder also schon früh spielerisch an die Welt der Zahlen ranführen, kann vor allem junge Mädchen für den Weg in die männerdominierte Welt der MINT-Berufe ermutigen und so in der Zukunft auch hier mehr weibliche Vorbilder in den Chefetagen schaffen.
Gemischte Teams sind Betriebsfördernd
Von der Ausgewogenheit der Geschlechter in Chefetagen profitieren langfristig die Unternehmen selbst, sagt Engstler-Karrasch:
Es gibt viele Studien und Erfahrungsberichte, dass gemischte Führungsteams sehr ideal sind und sehr gut für die Unternehmenskultur. Deswegen ist es interessant, Führungspositionen divers zu besetzen. Divers nicht nur Geschlechtsbezogen, sondern auch bezüglich Denkweisen oder Perspektiven in den Teams.
Unternehmerinnen, die an der Aktion teilnehmen wollen, werden das ganze Jahr über von der IHK gesucht. Mehr Informationen zur „Ich werde Chefin“-Aktion findet ihr hier.