Der Schulstart 2025 rückt näher – und mit ihm für viele Familien eine wachsende finanzielle Belastung. Besonders für Haushalte mit geringem Einkommen, Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern stellt die Einschulung mittlerweile eine große Herausforderung dar. Denn längst geht es nicht mehr nur um ein paar Hefte und Stifte: Die Erstausstattung für Grundschüler kostet heute zwischen 300 und 400 Euro – je nach Ausstattung und Marke. Allein ein Schulranzen schlägt derzeit mit 200 bis 300 Euro zu Buche.
Viele Eltern kaufen die Ranzen für ihre Kinder schon frühzeitig – vor allem rund um Ostern, wenn der Handel die neuen Modelle präsentiert. Hersteller empfehlen diesen Zeitpunkt auch, da die aktuellen Kollektionen dann vollständig verfügbar sind und genug Zeit bleibt, das Tragen zu üben und sich an Größe und Gewicht zu gewöhnen. Für viele Familien ist das allerdings kein entspannter Planungsvorsprung, sondern ein finanzieller Kraftakt.
Während der Schulranzen früher eine solide, aber einfache Anschaffung war, ist er heute ein teures Lifestyle-Produkt mit Markenbindung, Ergonomieversprechen und Nachhaltigkeitslabel – für viele Eltern ein finanzieller Kraftakt.
Preistreiber: Marken, Materialien und Trends
Der stationäre Fachhandel verzeichnet dazu rund um das Frühjahr Hochkonjunktur. Besonders begehrt sind Marken wie Ergobag, Step by Step oder Scout – oft mit beliebten Motiven aus Filmen oder Spielewelten. Lizenzgebühren treiben die Preise weiter nach oben. Auch nachhaltige Modelle aus recycelten Materialien wie PET-Flaschen, die teilweise bis zu 320 Euro kosten, liegen im Trend. Inklusive sind meist Mäppchen, Turnbeutel und austauschbare Magnet-Motive – und das Gesamtpaket ist teuer.
Für Familien mit Bürgergeld, Wohngeld oder Kinderzuschlag gibt es das sogenannte Bildungspaket, darin sind 195 Euro für Schulbedarf enthalten, doch vielen Anspruchsberechtigten ist diese Unterstützung entweder nicht bekannt, oder sie scheitern an bürokratischen Hürden. Die Folge: Das Geld kommt oft zu spät oder gar nicht an. Dazu reichen die Pauschalen ohnehin kaum aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken.
Vergleichsdruck und soziale Ausgrenzung
Neben der finanziellen Belastung kommt dann noch der soziale Druck – besonders unter Kindern. In vielen Klassen gelten bestimmte Marken oder Motive als „cool“ oder „in“. Wer nicht mithalten kann, läuft Gefahr, ausgelacht oder ausgeschlossen zu werden. Lehrkräfte und Sozialarbeiter berichten regelmäßig von Kindern, die mit Plastiktüten zur Einschulung erscheinen oder nur das Nötigste besitzen. Für die betroffenen Kinder kann das ein Schock sein – mit langfristigen Folgen für Selbstwertgefühl und Bildungserfolg.
Organisationen wie die Diakonie versuchen, diese Lücke zu füllen. Im Kreis Ludwigsburg etwa wurden 2024 über 760 Schulranzen und rund 140 Sportbeutel kostenlos verteilt – ein neuer Höchststand. Die Nachfrage war noch größer. Unterstützt werden solche Aktionen durch Spenden von lokalen Unternehmen, Kirchengemeinden oder Sparkassen. Auch Gutscheine für Schreibwarengeschäfte oder Kaufhäuser werden ausgegeben – je nach Region in unterschiedlicher Höhe.
Aber diese Unterstützung kann den strukturellen Mangel nicht kompensieren. Sozialverbände fordern deshalb schon länger eine echte Kindergrundsicherung, die dauerhaft und unbürokratisch für faire Bildungschancen sorgt. Denn wenn Kinder schon zum Schulstart spüren, dass sie nicht mithalten können, wächst das Risiko von Ausgrenzung und spätere Abhängigkeit von staatlicher Hilfe.
Der erste Schultag soll nicht zur Hürde werden
Was eigentlich ein freudiger Neubeginn sein sollte, wird für viele Familien also zum Stresstest – finanziell und emotional. Während der Schulstart früher mit ein paar Stiften und einem neuen T-Shirt erledigt war, ist er heute ein kostenintensives Projekt. Die Politik ist also gefordert, allen Kindern einen gleichberechtigten Bildungsstart zu ermöglichen – unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern.
Denn Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft.