Jubiläum: Biberacher Eselskulptur wird 20 Jahre!

Schatten oder Esel? Die Biberacher Eselskulptur ist heute vor genau 20 Jahren auf dem Biberacher Marktplatz aufgestellt worden. Und der Esel provoziert nach wie vor.

Die Eselskulptur geht zurück auf die Satire „Prozess um des Esels Schatten“ von Biberachs berühmtesten Dichter Christoph Martin Wieland. Darin mietet sich ein Zahnarzt einen Esel. In der Sommerhitze setzt er sich in den Schatten des Tieres. Der sei aber nicht Bestandteil des Mietvertrags mit dem Eseltreiber. Der Streit geht bis vors höchste Gericht der Abderiten und spaltet die gesamte Gesellschaft in Abdera.

Biberach in Wielands' Roman

Der fiktive Ort Abdera soll Biberach sein. Eine Beweis dafür gibt es aber nicht, Wieland bleibt dabei unkonkret. Seine Zeitgenossen haben allerdings die Meinung geäußert, dass Wielands Roman über die Abderiten die Verhältnisse in seiner Heimatstadt Biberach an der Riß beschreiben würden.

Die Geschichte mit dem Eselschatten ist Teil des satirischen Romans "Die Abderiten. Eine sehr wahrscheinliche Geschichte von Herrn Hofrath Wieland" von Christoph Martin Wieland, der in seiner Zeitschrift "Der Teutsche Merkur" in den Jahren 1774–1780 in Fortsetzungen erschienen ist.

Darin schreibt Wieland: "Hier ist Abdera, oder da ist Abdera! Abdera ist allenthalben, und – wir sind gewissermaßen alle da zu Hause. Wo ist der Menschensohn, der nicht mehr als einmal in seinem Leben was Abderitisches gesagt oder getan hätte? Indessen ist richtig, daß es Erdstriche und Gegenden gibt, wo der Abderitismus mehr als in anderen floriert."

Enthüllung des Kunstwerks von Peter Lenk am 6. Mai 2000

Die Eselskulptur auf dem Biberacher Marktplatz soll Wieland ehren und die Biberacher zur Selbstkritik mahnen. Sie stammt von Peter Lenk, einem Bildhauer vom Bodensee. Von ihm stammt auch die Imperia-Statue in der Konstanzer Hafeneinfahrt. Bei der Enthüllung des Kunstwerks am 6. Mai 2000 sagte der damalige Biberacher Oberbürgermeister Thomas Fettback: "200 Jahre nach dem Tod von Wieland erfüllt die Stadt seinen Wunsch dem armen Esel ein Denkmal zu setzen."

Der Künstler Peter Lenk hat sich damals so zu seinem Werk geäußert: "Auf dem Rücken die Gewalt, im Bauch das Dogma, im Kopf den Sex, so erscheint der Wielandsche Esel und fragt: Wer ist hier eigentlich der Esel und wer hat sonst noch einen Schatten?"

Die geplante Jubiläumsfeier auf dem Biberacher Marktplatz fällt aus bekannten Gründen leider aus. Eine Neuauflage der Broschüre zur Eselskulptur ist im Wieland-Museum, im städtischen Museum und im Rathaus erhältlich. Hier gibt es sie online.

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