Heute Abend um 19 Uhr eröffnet im Museum Ulm die Ausstellung "Wir Müssen Reden!". Sie beschäftigt sich aus verschiedenen Perspektiven mit der umstrittenen Melchiorfigur, die bis 2020 Teil der Krippe im Ulmer Münster war.
Nachdem die Melchiorfigur der Ulmer Krippe bereits im Herbst 2020 eine hitzige Debatte über rassistische und diskriminierende Stereotype in der Darstellung von Schwarzen Menschen ausgelöst hat, soll eine Ausstellung im Ulmer Museum die Krippenfigur jetzt kunsthistorisch und kritisch einordnen.
Die Ausstellung macht den Versuch die Figurengruppe und insbesondere die Darstellung des Melchior in das Werk des Künstlers Martin Scheible (1873 - 1945) einzuordnen und seine Intentionen hinter der Gestaltung der Figur zu verstehen.
"Die Figur ist von einem Künstler geschaffen, dem man keinen Rassismus vorwerfen kann"
Die Kuratorin Dr. Stefanie Dathe sieht im künstlerischen Schaffen von Scheible keinen Rassismus, vielmehr ist seine Darstellung des Melchiors der Zeit des noch in den 1920er Jahren anhaltenden Imperialismus geschuldet. Die damals vorherrschenden gesellschaftlichen Stereotype sind jedoch aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäß und werden als diskriminierend empfunden. Die Ausstellung sei gerade deshalb eine gesellschaftliche Verpflichtung, da die Debatte so in einen Raum verlagert werde, wo Hintergründe beleuchtet und Zusammenhänge erklärt werden könnten, so Dathe. So werden auch die künstlerische Darstellung und deren Entwicklung der Heiligen Drei Könige über die Jahrhunderte hinweg im Museum Ulm gezeigt.
"Im Museum ist es ein Ausstellungsgegenstand, der erklärt werden kann"
Auch Münster Dekan Ernst-Wilhelm Gohl sieht den Umzug der heiligen drei Könige ins Museum Ulm als Chance für eine differenzierte Debatte außerhalb der religiösen Bedeutung. Aus einem liturgischen Gegenstand würde ein Ausstellungsgegenstand, dessen Kontext erklärt werden könne und somit nicht die Andacht störe, so Gohl.