Seit Sonntagvormittag kommt es zu den Störungen im Stellwerk des Bahnknotenpunktes Ulm. Dort konnten von etwa 10:30 Uhr bis 12:30 Uhr keine Züge fahren, da im Stellwerk weder Weichen noch Signale gestellt werden konnten. Nachdem am Sonntagnachmittag die Züge wieder fahren konnten, trat der nächste Ausfall am Montagnachmittag ausgerechnet im Feierabendverkehr auf, von 16:30 Uhr bis 17:30 Uhr konnte wieder niemand von Ulm aus in den Feierabend fahren oder in Ulm seine Reise beenden. Bereits am Dienstagmorgen kurz vor sieben Uhr fiel das Stellwerk erneut aus und war erst gegen halb zwölf Uhr mittags wieder voll in Betrieb, um dann kurz nach eins bereits wieder auszufallen.
Jeder dieser Ausfälle betrifft sofort eine vierstellige Anzahl Reisende, am Sonntag Ausflügler und am Montag und Dienstag unzählige Pendler, die nicht wie gewohnt nach Hause kamen oder zur Arbeit fahren konnten.
Derzeit finden planmäßige Arbeiten am Stellwerk statt, die wohl nach Bahnangaben damit in Zusammenhang stehen. Da die Ursache noch gesucht wird, konnte eine Bahnsprecherin auf unsere Anfrage hin am Dienstagmittag nur bedauernd antworten „Weitere Störungen im Stellwerk sind derzeit leider nicht auszuschließen.“ Eine halbe Stunde später kam es zum vierten Ausfall. Um was für Arbeiten es sich handelt und wie lange diese Arbeiten noch andauern, gab die Bahn nicht bekannt.
Bereits im Mai und Juni kam es zu mehrstündigen Störungen im Ulmer Hauptbahnhof, weil Weichen nicht angesteuert werden konnten.
Das Stellwerk am Südende des Ulmer Hauptbahnhofes mit seines markanten Übersichtskanzel wird seit Jahrzehnten als Relaisstellwerk betrieben. Ein neues vollelektronisches Stellwerk soll im Winter 2023 in Betrieb genommen werden.
Durch die Störungen sind nicht nur Nahverkehrszüge verspätet worden oder ausgefallen, auch im Fernverkehr kommt es durch die Ulmer Störung zu massiven Behinderungen. Fernzüge zwischen Stuttgart und Ulm werden während der Ausfälle teilweise über Aalen umgeleitet und verspäten sich durch den Umweg für rund eine Stunde. Diese Verspätungen wirken sich dann an Umsteigebahnhöfen auch auf andere ICE- und IC-Linien aus, da die Umsteigezüge teilweise warten müssen. Am Montagabend waren manche Fernzüge bis zu knapp zwei Stunden verspätet, Nahverkehrszüge fielen ganz aus.
Auch nachdem das Stellwerk wieder arbeiten konnte, kam es stundenlang zu Folgeverspätungen, gerade auf der eingleisigen Illertalbahn, dort mussten die Gegenzüge den verspäteten Zug abwarten mussten und wurden dadurch selbst verspätet.
Durch die EU-Fahrgastrechteverordnung haben Reisende bei Verspätungen Erstattungsansprüche, Bahnkunden erhalten das Entschädigungsformular beim Schaffner und in Reisezentren sowie online. Zusammen mit den Belegen kann das Formular dann bei der Bahn abgegeben werden oder eingeschickt werden. Ab einer Stunde Verspätung gibt es ein Viertel des Fahrpreises zurück, ab zwei Stunden die Hälfte. Bei Fernverkehrs-Zeitkarten gibt es pro Verspätung fünf Euro, im Nahverkehr 1,50 Euro, doch maximal 25 Prozent des Kaufpreises. Wer aktuell mit dem Neun-Euro-Ticket fährt, würde bei zwei Verspätungen 2,25 Euro bekommen, da die Auszahlungsuntergrenze jedoch bei vier Euro liegt, gibt es gar keine Erstattung.