Allgäu Airport: kein Amazon-Verteilzentrum

Der Verkauf eines Grundstücks am Flughafen Memmingen für den Bau eines Amazon-Verteilzentrums ist vom Tisch. Ein entsprechendes Kaufgesuch wurde nun von der Allgäu Airport GmbH & Co. KG (AAP) zurückgezogen. Gleichwohl ist das Unternehmen von dem Projekt überzeugt und möchte es an anderer Stelle verwirklichen.




Während an mehreren Orten in Deutschland und in Bayern Verteilzentren dieser Art problemlos gebaut und auch von Kommunalpolitikern begrüßt wurden, entwickelte sich in und um Memmingen eine lebhafte Diskussion. „Mit dieser Art von Widerstand haben wir nicht gerechnet“, stellt die AAP-Beiratsvorsitzende Bettina Kurrle fest. Bewusst habe man ein Grundstück aus dem Portfolio der Gewerbepark am Allgäu Airport GmbH & Co. KG (GAP) kaufen wollen, da diese ja die Aufgabe habe, Gewerbeflächen im südlichen Bereich des Flughafens wirtschaftlich für die Anteilseigner zu verwerten. Die GAP entstand im Zuge der Neuorganisation des Memminger Flughafens und wird maßgeblich von Landkreisen und Städten getragen. „Vom Verkauf hätten zu 75 Prozent die an der Gesellschaft beteiligten Gebietskörperschaften profitiert“, betont Bettina Kurrle.

Da die AAP von dem Projekt überzeugt und gerade in Zeiten der Pandemie eine Diversifizierung des Geschäftsmodells des Flughafens notwendig sei, wolle man nun auf einem Areal, das sich schon immer im Besitz des Airports befindet, das zukunftsorientierte Projekt realisieren, ergänzt Bettina Kurrle.



Die Pläne für das geplante Verteilzentrum zeichnen sich durch eine CO2- neutrale Umsetzung während des Betriebs sowie einen möglichst geringen Flächenverbrauch aus. Ein nachhaltiges Energiekonzept sieht den Anschluss an das Fernwärmenetz des Flughafens vor, sowie die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Gebäude und die Versorgung mit Biogas aus dem benachbarten Hawangen. Für die Lieferung auf der „letzten Meile“ zum Verbraucher, so Amazon, werden hauptsächlich Elektrofahrzeuge eingesetzt, für die ein eigenes Parkhaus entsteht, um möglichst wenig Fläche in Anspruch zu nehmen. Projektentwicklerin ist die Airport Energie Management GmbH (AEM), an der neben der Firma e-con AG die AAP zu 25,1 Prozent beteiligt ist. „Wir können hier maßgeblich mitgestalten und für eine ökologische Umsetzung des Projekts sorgen“, betont Allgäu Airport Geschäftsführer Ralf Schmid. Gebäude und Grundstück bleiben im Besitz AAP und sollen für 15 Jahre an Amazon verpachtet werden.

Zuspruch erhielt das Projekt erst kürzlich von der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. In der Region könnten nach deren Angaben auch Menschen ohne oder mit geringer Ausbildung durch Arbeitsplätze bei Amazon eine neue Chance erhalten. In Spitzenzeiten sollen bis zu 200 Beschäftigte im Zentrum arbeiten und bis zu 600 weitere bei Lieferpartnern. Entscheidend für das Amazon-Votum für den Standort sei, so betonen alle Beteiligten, dessen hervorragende Verkehrsanbindung im Schnittpunkt zweier Autobahnen und die vorhandene Infrastruktur des ehemaligen Konversionsgeländes. Nächtliche Frachtflüge seien bereits durch die luftrechtliche Genehmigung des Airports ausgeschlossen.

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