Am Sonntag ist der Tag, mit dem sich niemand so gerne befasst - der Totensonntag. Bei Fotograf Andreas Reiner ist das anders. Seine Fotografien sind besonders - oft auch besonders tabu. Das zeigt auch seine Ausstellung am Sonntag. Über zwei Jahre hat er tote Menschen mit ihren Sargbeigaben fotografiert.
Wovor wir uns alle fürchten, hält Andreas Reiner in mehreren Fotografien fest. Der Fotograf beschäftigt sich nach dem Tod mit den Hinterbliebenen und lernt sie besser kennen, aber eben anders als sonst.
Seit knapp über zwei Jahren fotografiert Andreas Reiner schon Verstorbene in ihren Särgen. Auf die Idee kam der Fotograf, als er bei einem Bestatter gearbeitet hat. Das ganze Leben wird auf Bildern festgehalten: von der Geburt über die Einschulung bis hin zum Abschluss, über Familienfeiern und Enkelkinder, nur der Tod nicht. Weil es auf dem Land immer noch ein Tabuthema ist, hat er sich mit einem Bestatter in Stuttgart zusammen geschlossen und fotografiert dort die Verstorbenen in ihren Särgen.
Bereits vor Corona hat er mit diesen Fotografien angefangen. Doch während Corona, so erzählt Andreas Reiner, war es etwas schwieriger. Er durfte auch zwei Corona Tote fotografieren. Das Krematorium durfte er nur mit einem Schutzanzug betreten.
Für die Angehörigen der Verstorbenen ist es oft ein schönes Andenken. Deshalb kommen sie auch auf Andreas zu, und bitten ihn darum diese Fotos zu machen. Andreas meint, es sei auch eine Art Abschied für diese Menschen. Der Fotograf hat, seit er Verstorbene porträtiert, ein ganz anderes Bild vom Leben. Er schätzt es viel mehr, so sagt er.
Als häufigste Sargbeigabe nennt Andreas Reiner Bier, Schokolade und Bilder. Er hat aber auch einige Menschen fotografiert, deren Sargbeigaben ihm immer in Erinnerung bleiben werden. So hat er zum Beispiel ein Bild von einem 83-jährigen VfB Stuttgart Fan gemacht, der in seinem Sarg mit Fanschal, Stadionwurst und Bier lag. Auch ein Stuttgarter Stadtrat, der mit seinem Star Wars Umhang und einem Laserschwert begraben werden wollte, bleibt dem Fotografen im Kopf.
Bei seiner Ausstellung am Totensonntag zeigt Andreas Reiner diese ungewöhnlichen Fotografien in Warthausen bei Biberach. Eröffnung ist um 11 Uhr. Ab 17 Uhr gibt der Pianist Dirk Maassen ein Klavierkonzert.