Erfolgsdokumentarfilm über Klimaaktivismus heute in Biberach

Wie hoch würden sie gehen?

Am heutigen Donnerstag wird in Biberach der Dokumentarfilm "Von Menschen, die auf Bäume steigen" gezeigt. Die Premiere in Weingarten war ein voller Erfolg für die FIilmemacherausverkauft. Es gibt Pläne den Film auch in Ulm zu zeigen. An einer deutschlandweiten Kinotour arbeiten die Filmemacher aktuell.

Am heutigen Donnerstag, 2. März 2023, um 19 Uhr wird in Biberach im Stadtteilhaus Gaisental der Dokumentarfilm "Von Menschen, die auf Bäume steigen" von Christian Fussenegger und Bernadette Hauke gezeigt. Es geht im Film um die Besetzung des Altdorfer Walds im Kreis Ravensburg und um das Leben von Klimaaktivisten in Oberschwaben. Die Premiere in Weingarten war für die Filmemacher ein Erfolg. Die Premiere im Kulturzentrum Linse und zwei weitere Vorführungen waren ausverkauft. Es gibt Pläne, den Film auch in Ulm zu zeigen. An einer deutschlandweiten Kinotour arbeiten die Filmemacher aktuell. Der Eintritt in Biberach ist frei, über eine Spende freuen sich die Filmemacher.

Dokumentarfilm über Klimaaktivismus in Oberschwaben

Langsam graben sich die Räder in den feuchten Waldboden. Ein lautes Motorengeräusch zerreißt die Stille wie ein scharfes Messer. Die spitzen Zähne der Motorsäge beißen hungrig in das Jahrhundert Jahre alte Holz. Der Stamm zittert. Fürchtet um sein Leben. Aber er kann nicht dagegen halten. Mit einem leisen Ächzen gibt er nach. Ein letztes Taumeln, dann kippt er leblos zur Seite. Was hier einst ein wunderschönes Waldgebiet war, muss nun weichen. Eine Kiesgrube soll her, ein riesiges Loch von 70 Meter im größten Wald Oberschwabens und das trotz der allgegenwärtigen Klimakrise. Es sind Eindrücke wie diese, die der Trailer des Films in einem auslöst.

Doch einige wollen nicht tatenlos zusehen. Mit Kletterseilen und Karabinern bewaffnet erklimmen sie die Baumwipfel, bauen Baumhäuser, um die Rodungen zu verhindern. Wir kennen ähnliche Aktionen aus Ulm und der Umgebung, wie die damals geplante Kletteraktion Ulmer Münster oder das Klima-Camp vor dem Ulmer Rathaus. Der Dokumentationsfilm "Von Menschen, die auf Bäume steigen" beschäftigt sich mit der Kletteraktion im Altdorfer Wald.

Der Altdorfer Wald

Das Waldgebiet liegt im baden-württembergischem Landkreis Ravensburg. Es umfasst rund 8.300 Hektar und ist damit in Oberschwaben die größte zusammenhängende Waldfläche. Etwa 85 % des Waldes sind Staats- und Kommunalwald, 10 % stehen im Eigentum des fürstlichen Haus Waldburg-Wolfegg. Etwa 11 Hektar Wald sollen dem Kiesabbau weichen und wurden vom Land Baden-Württemberg an die Rohstoffversorger Meichle + Mohr verpachtet.

Die Menschen hinter den Aktionen

Ausschnitt aus dem Film: Die Aktivisten stehen an der Kiesgrube, wo einst der Wald war.

Über 18 Monate begleiteten die Filmemacher Christian Fussenegger und Bernadette Hauke die oberschwäbischen Klimaaktivisten rund um das Klima-Camp im Altdorfer Wald mit ihrer Kamera. Der Altdorfer Wald liegt im baden-württembergischen Landkreis Ravensburg und soll auf die Initiative des Unternehmens Meichle+Mohr in großen Teilen gerodet werden, damit Kies abgebaut werden kann. Die Macher filmten sich in ihrem Alltag und bei den Kletteraktivitäten. Es entstand ein porträthafter, polarisierender Film.

Die Premiere am 25. Februar im Kulturzentrum Linse in Weingarten war ausverkauft. Nun sind Vorführungen in ganz Deutschland geplant. Am 2. März 2023 wird der Dokumentarfilm in Biberach im Stadtteilhaus Gaisental gezeigt.

Wie hoch würden sie gehen?

Protest und ziviler Ungehorsam werde in Oberschwaben bei den Bürgerinnen und Bürgern oft mit einem Stirnrunzeln betrachtet, so die Filmemacher Fussenegger und Hauke. Für die Aktivisten gehe es meist genau um die Aufmerksamkeit, um die Dringlichkeit der Klimakrise deutlich zu machen und sich für den Erhalt von Lebensgrundlagen wie Natur, Wasser und Boden einzusetzen. Die Aktionen erregen in der Gesellschaft an Aufsehen, wie auch die Klima-Klebeaktion in Ulm oder Kempten gezeigt haben. Fussenegger und Hauke meinen, dass durch die Kletteraktion in der Region Altfeld der Klimaschutz neuen Schwung erhielt und zunehmend die Bevölkerung erkenne, dass es um Mitbestimmung über den Altdorfer Wald ging, der als Staatswald allen gehöre.

In den 33 Drehtagen filmten Fussenegger und Hauke inmitten aller Witterungsbedingung. Hierfür lernten die Filmer auch Baumklettern, um die Aktivisten in ihrem Baumhaus in rund 20 Metern Höhe filmen zu können. Schnell zeichnete sich für die Filmemacher ab, dass nicht nur junge Aktivisten den Protest antrieben, sondern sich auch ältere Menschen sich der Bewegung angeschossen hatten. Auch ihre Beweggründe werden in dem Dokumentarfilm gezeigt.

Aus insgesamt ca. 55 Stunden Rohmaterial ist ein dichter 92-minütiger informativer Film entstanden, der das Leben von Kletteraktivistinnen und ihrer Unterstützer nahebringt. Für Fussenegger und Hauke zeige der Film, wie kreativer Klimaprotest in der süddeutschen Provinz aussehen könne.

Vorführungen waren bereits im Kulturzentrum Linse im Weingarten, Kath. Gemeindezentrum St. Ulrich in Wangen im Allgäu und Kino Seenema in Bad Waldsee. Am 3. März wird er in Biberach gespielt. Weitere Vorstellungen sollen in der Kinotour folgen.

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