Einen Wohnheimplatz zu finden, scheint für Studienanfänger in Ulm, Biberach, oder Heidenheim in diesem Jahr einfacher zu werden. Wegen Corona stehen die Chancen auf ein Zimmer besser denn je.
Zelten auf dem Campus, Couchsurfing, endlose WG-Suche im Internet – in solche Notlagen werden die Studienanfänger des Wintersemesters 2020/21 kaum geraten. Die im vergangenen Jahr noch harte Konkurrenz um die raren Wohnheimplätze ist wegen der Corona-Krise deutlich entschärft. Der ganz große Druck auf die Studenten, noch schnell vor Semesterstart einen Unterschlupf zu finden, ist vielerorts gewichen, wie eine Umfrage ergab. «Die Studierenden werden sich in diesem Semester erheblich leichter tun, ein Zimmer zu erhalten, als es sonst üblich ist zum Wintersemester», brachte es Krstimir Krizaj vom Studierendenwerk Ulm auf den Punkt.
Die Universität Ulm rechnet im September mit einem Leerstand von neun Prozent, üblich sind zwei Prozent. Die Zahl der Bewerber für ein Zimmer oder Appartement ab September und Oktober liegt gut 200 unter dem Vorjahreswert von 839. Studenten, die sich mit einem Zimmer begnügen, werden in diesem Wintersemester zu 80 bis 90 Prozent versorgt – sonst sind es nur 60 Prozent. Der Abteilungsleiter Wohnen, Krizaj, sagte: «Wegen weniger Präsenzveranstaltungen ist auch die Nachfrage geringer. Wer nur ein oder zwei Mal pro Woche an die Uni muss, kann aus dem näheren Umland noch pendeln.»
Auch die Programme mit Partnerhochschulen im Ausland seien auf Eis gelegt oder die Vorkurse dafür seien verschoben worden. Die Zahl der ausländischen Bewerber zum Wintersemester ist binnen eines Jahres von 193 auf 107 auf gesunken.
In Stuttgart stehen derzeit rund 1300 Interessenten für einen Wohnheimplatz auf der Warteliste – im vergangenen Jahr um diese Zeit waren es 3200. Wer dezentrale Unterbringung nicht scheut, kann sogar gleich eine Bleibe in Esslingen oder Göppingen erhalten. Vereinzelte Studenten kommen derzeit auch im begehrten Stuttgart Mitte zum Zug. Sonst beträgt die reguläre Wartezeit sechs bis acht Monate.
In Heidelberg ergattert in normalen Jahren nur jeder dritte Bewerber eine Studentenbude. Dort geht man deshalb bei einer Bewerberzahl von gut 4600 nach im vergangenen Jahr 6000 davon aus, dass im Wintersemester anteilig mehr Aspiranten zum Zuge kommen – allerdings nicht alle. Im Wintersemester werde wieder verstärkt Präsenzlehre angeboten, sagte Sprecher Timo Walther. Deshalb werde der Effekt, dass junge Menschen weiter zuhause online studieren, anstatt nach Heidelberg zu ziehen, wohl nicht eintreten.
In Karlsruhe sieht es ähnlich aus. Nach Worten eines Sprechers des Studierendenwerkes fehlen dort normalerweise rund tausend Zimmer und die Wartelisten seien extrem lang. Das habe sich wegen Corona verändert: «Durch die voraussichtlich deutlich geringere Präsenz am Campus verändert sich die Situation derzeit so, dass wir eine Vollbelegung mit fast keiner oder sehr geringer Warteliste erwarten», sagte der Sprecher. In Pforzheim würden sogar Leerstände erwartet. Das Studierendenwerk betreibt rund 2300 Wohnheimplätze in der Fächerstadt und rund 500 in Pforzheim.
In Freiburg hingegen herrscht kurz vor Beginn des Wintersemesters eine ähnlich hohe Nachfrage wie im Vorjahr. Auch die Warteliste sei gleich lang, erläuterte eine Sprecherin des Studierendenwerkes. Im Sommersemester allerdings standen zuletzt etwa 200 der insgesamt 4900 Plätze leer. Momentan seien genauso viele Studenten auf Zimmersuche wie sonst auch. «Zwar sind es weniger internationale Studierende, da viele kein Visum bekommen und ihr Land nicht verlassen können. Dafür kommen Abiturientinnen und Abiturienten vermehrt dazu, die sonst ein Jahr lang Pause vorm Studium gemacht hätten», sagte die Sprecherin.