„Es kommt zu großen Betriebsbeeinträchtigungen in beiden Richtungen“. Diesen Satz dürften einige Bahnfahrer in den letzten Wochen wohl das eine oder andere Mal auf den Anzeigetafeln an Bahnsteigen lesen. Auch auf der Mittelschwabenbahn kam es zu Komplettausfällen. Schnee und Glätte waren der größte Feind auf den Strecken – oder doch nicht?
„Hat der Dezember Eis und Schnee, sitzt kein Mensch im Strandcafé“ (Bauernregel). Wohl aber auch nicht im Zug, denn der fiel in den letzten Wochen mehrfach aus.
Die Bahnstrecke Günzburg-Mindelheim, also die Mittelschwabenbahn, musste vom 02. bis 08. Dezember ihren Betrieb komplett einstellen. Der grüne Landtagsabgeordnete Maximilian Deisenhofer nahm dies zum Anlass, beim bayerischen Verkehrsministerium nachzufragen, wie es dazu kommen konnte. Mit Verweis auf die Deutsche Bahn stellte sich heraus, dass Spurloks gereicht hätten, dem Schneetreiben auf der nicht elektrifizierten Strecke paroli zu bieten – nicht einmal Schneepflüge seien notwendig gewesen.
Normalerweise wird in solchen Fällen ein Busnotverkehr eingerichtet, der die vielen Fahrgäste – darunter viele Berufspendler – zum gewünschten Ziel bringen soll. Weil dies nicht geschah, wendete sich Deisenhofer an Klaus-Dieter Josel, den DB-Konzernbevollmächtigten Bayerns:
Durch tagelange Ausfälle wie diese ist bei den Bürgerinnen und Bürgen in der Region großer Unmut entstanden und viele werden in den kommenden Wochen des Winters bei noch so wenig Schnee wohl eher das Auto nehmen, statt erneut vergeblich auf Züge zu warten. – Deisenhofer in einem Brief
Dabei ist das Auto bei solchen Wetterbedingungen logischerweise nicht die beste Wahl.
Der neue Fahrplan der Bahn, insbesondere für die Strecke Günzburg-Mindelheim macht die Situation nicht etwa besser – im Gegenteil. Statt zwei Verbindungen der RB78, die weiter nach Ulm führten, endet die Fahrt jetzt woanders. Günzburg ist ab sofort der neue Umstiegsbahnhof für diejenigen, die aus dem südlichen oder mittleren Landkreis kommen und nach Ulm wollen. Hier muss man als Passagier aber erst einmal den Anschlusszug erwischen.