Die Zöllner wählten nicht den direkten Anfahrtsweg zur Großbaustelle in einem Ulmer Stadtteil, damit die Fahrzeuge nicht zu früh von Bauarbeitern gesehen werden können. Eine Straßenecke vorher sammelten sich dann gut zehn Zollfahrzeuge, der Sammelpunkt war nicht einmal von einem der Baustellenkräne aus zu sehen. Mit eingeschaltetem Blaulicht fuhr dann der Konvoi plötzlich an der Baustelle vor und umrundete das Gelände, die Zöllner postierten sich schnell an allen Ecken, damit niemand flüchten kann.
Für Bauleiter Steffen Schöner eine neue Erfahrung, denn bisher hat er solch eine Großkontrolle noch nie erleben müssen. Dabei ist er jedoch entspannt, denn seine Bauarbeiten liegen leicht vor dem Zeitplan und die Unterbrechung von knapp einem halben Tag kann er verschmerzen. Rund ein Dutzend Bauarbeiter sind bei strömendem Regen auf der Baustelle an der Arbeit, bis die Zöllner sie von ihrer Arbeit wegholen. An einer Stelle werden alle Bauarbeiter zusammengeholt und dann wird einer nach dem anderen zu den Kontrollbussen des Zolls geleitet. Mit einem Fragebogen wird nach dem Arbeitgeber, Lohn, Lohnabzügen, den Arbeitszeiten und vielem anderen mehr gefragt. Da die meisten Bauarbeiter deutsch nicht als Muttersprache haben, hat der Zoll mehrere Dolmetscher für osteuropäische Sprachen mitgebracht.
Hellhörig werden die Zollbeamte vor allem dann, wenn Bauarbeiter behaupten, dass sie ausgerechnet heute den ersten Tag auf der Baustelle sind oder sie Schwierigkeiten haben, sich an den Namen ihres Arbeitgebers zu erinnern.
Bei der Ulmer Kontrolle geht es zügig voran, offenbar hat der Generalunternehmer seine Subunternehmer mit Bedacht ausgewählt, denn die Arbeiter können die erforderlichen Papiere vorlegen und die Auskünfte kommen schnell. Zum Abschluss der Befragung gibt es dann ein grünes Armband, damit darf der Arbeiter dann weiterarbeiten.
Der Pressesprecher des Ulmer Hauptzollamtes, Hagen Kohlmann, verrät, dass die Planungen für die Kontrolle schon vor zwei Monaten begonnen haben. Dazu wird dann die Baustelle verdeckt ausgekundschaftet, mögliche Fluchtwege für Schwarzarbeiter kartiert, damit diese rechtzeitig versperrt werden können. Außerdem müssen ausreichend Kontrollpersonal und Dolmetscher organisiert werden. In Ulm geht es dieses Mal sehr schnell, da wegen des Regens etwa nur die Hälfte der erwarteten Bauarbeiter vor Ort ist. Auch die Nachermittlungen werden die Zöllner noch mehrere Monate beschäftigen, denn es müssen bei Arbeitgeber Arbeitsverträge kontrolliert werden und bei den Krankenkassen der Versicherungsstatus der kontrollierten Bauarbeiter überprüft werden. Gegen Schwarzarbeit wird hart durchgegriffen, den Arbeitgebern drohen laut Kohlmann sogar Haftstrafen.
Für Schöner als Bauleiter gehört es dazu, dass man auch einmal kontrolliert wird. Damit auf dem Bau Qualität erreicht werden kann, braucht man qualifizierte und gut bezahlte Leute, meint Schöner dazu.