Ulm/Neu-Ulm: Aufräumarbeiten nach dem Unwetter

Superzelle über Ulm und Neu-Ulm

Nachdem sich am Mittwochabend eine Superzelle über Ulm und Neu-Ulm mit Sturm, Regen und Hagel entlud, wurde am Donnerstag an vielen Stellen aufgeräumt.

In weniger als einer halben Stunde fielen nach Messung von Kleingärtnern über 50 Liter Regen über den östlichen Stadtteilen der Doppelstadt. Diese Wassermassen konnten an vielen Stellen nicht in die Kanalisation abfließen, weil Hagel Blätter von den Bäumen geschlagen hat und diese Blätter die Kanaleinläufe verstopften. Große Seen bildeten sich daher an der Zufahrt zum Hotel Lago oder auch am Fuß der Böfinger Steige. Hier stand das Wasser über 20 Zentimeter hoch und nicht jeder Autofahrer traute seinem Fahrzeug die Wasserdurchfahrt zu.

Auf der Bundesstraße 30 kam es vor Wiblingen in Richtung Biberach zu einem Aquaplaning-Unfall, bei dem ein 57-jähriger Autofahrer gegen den Wagen eines 23-Jährigen. Der Jüngere wurde dabei leicht verletzt.
Die Straßenmeisterei reinigte auch hier die Kanaleinläufe, damit das Regenwasser abfließen kann. Schließlich verstopfte dort ein Regenüberlaufbecken, so dass die Ulmer Feuerwehr 750 Kubikmeter Regenwasser mit Hochleistungspumpen abpumpen musste. Diese Menge entspricht dem jährlichen Wasserverbrauch von 16 Personen.

Schwer getroffen wurden große Teile von Ulm-Böfingen durch Hagel und Sturm. Dutzende Bäume brachen ab. Im Julius-Leber-Weg wurde ein Auto komplett unter einem Baum begraben. Feuerwehrleute zerkleinerten den Baum vorsichtig und legten das Auto frei, das keine wesentlichen Beschädigungen erlitten hatte.

Am nächsten Morgen ist der Julius-Leber-Weg immer noch grün durch die zahlreichen abgerissenen Blätter der Bäume. In den Gärten sind schon am Vormittag zahlreiche Motorsägen zu hören, mit denen weitere Unwetterschäden beseitigt werden.
Der gesetzliche Auftrag der Feuerwehr umfasst nur das Beseitigen akuter Gefahren, daher wurde immer wieder auch einfach nur abgesperrt, um „Gefahr in Verzug“ zu beseitigen, so der stellvertretende Kommandant der Ulmer Feuerwehr Reiner Buschow. Private Gärtner oder der Baubetriebshof der Stadt Ulm kümmerten sich daher um ihre eigenen Flächen.

Radfahrer missachten Absperrung und bringen sich in Gefahr

Die Polizei musste am Mittwochabend die Thalfinger Uferstraße sperren, da auch dort Dutzende Bäume beschädigt waren und weitere in die Fahrbahn zu kippen drohten. Die ersten Bäume entfernten die Feuerwehren aus Ulm und Thalfingen, wegen der Dunkelheit konnte aber der Zustand weiterer Bäume nicht mehr sicher beurteilt werden. Bei Tagesanbruch hat die Stadt Ulm mit schwerem Gerät die Beseitigung der Bäume gestartet. Auch von einem Hubsteiger aus wurden beschädigte Äste abgesägt und mit einem Traktor Bäume weggezogen. Die Sperrungen wurden von zahlreichen Radfahrern missachtet, die sich selbst in Gefahr brachten, wenn sie zwischen den Forstfahrzeugen durchfuhren und auch die Forstarbeiter mussten immer wieder aufpassen, dass kein Radfahrer in der Nähe war, bevor Bäume auf die Fahrbahn gefällt wurden, um sie anschließend zu zerteilen. Ganz dreiste Autofahrer räumten die Absperrung an der Böfinger Steige zur Seite, um sich einen Umweg zu sparen. Die Feuerwehr musste die Absperrung wieder richtig aufstellen, damit nicht noch mehr Autofahrer in Gefahr gerieten.Insgesamt zählte Buschow 70 Feuerwehreinsätze von Söflingen bis Böfingen, die durch das Unwetter verursacht wurden.

Auch auf der anderen Donauseite waren die Schäden erheblich. Während in der Pfuhler Hauptstraße am Morgen alles wie üblich aussieht, wandelt sich in der Holzstraße das Bild. Anwohner Thomas Hartmann fegt die Blätter und Äste vor seiner Garage zusammen und berichtet von der durch Hagel zerschlagenen Sandkastenabdeckung im Garten und beschädigten Terrassenstühlen. Er selbst saß am Mittwochabend mit Freunden in der Nähe im Freien und konnte sich rechtzeitig nach drinnen retten als sich der Himmel plötzlich verdunkelte. Nach 15 Minuten war alles schon wieder vorbei. Hartmann hat Glück gehabt, die Schäden sind gering. Eine Nachbarin hat sieben beschädigte Rollläden und der Sturm hat Dachziegel herausgerissen. An Flachdachhäusern sind Lichtkuppeln zerschlagen worden und Regenwasser ist in das Innere gekommen.

Gartenzwerg verliert den Kampf gegen das Unwetter

Noch stärker sind die Verwüstungen im Kleingartengebiet Eile zwischen Pfuhl und Thalfingen. Während die westlicheren Gärten nahezu unbeschädigt blieben, stehen im Osten bei zahlreichen Gewächshäusern nur noch die Metallgestelle, die Scheiben sind in kleine Stücke zerschlagen worden. Wie viel Hagel gefallen ist, lässt sich erahnen, wenn an schattigen Stellen auch 20 Stunden nach dem Unwetter noch vier Zentimeter große Hagelkörner liegen. Das Dach der Vereinsgaststätte Eile ist zerstört, hinter einem Komposthaufen liegt eine tote Amsel. Durch die Gewächshausscheibenreste rings um den toten Vogel vermutet der Gartenbesitzer, dass diese Amsel vom Hagel erschlagen wurde. Die Paprika im Gewächshaus ist durch den Hagel durchlöchert und nebenan wurde ein weiterer Baum gespalten. Selbst der FC-Bayern-München-Gartenzwerg wurde ein Unwetteropfer, der eigentlich festgeklebte DFB-Pokal wurde ihm aus der Hand geschlagen und liegt neben dem Gartenzwerg.

Wie hoch die entstandenen Sachschäden sind, lässt sich noch nicht abschätzen.

Text/Foto: Thomas Heckmann

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