Beginnt die Weihnachtszeit, beginnt es auch auf der ganzen Welt zu leuchten und glitzern. Die Häuser werden innen und außen mit den unterschiedlichsten Weihnachtsdekorationen geschmückt, Adventskalender werden an die Liebsten verteilt und die Kinder können es kaum erwarten, endlich die vierte Kerze im Adventskranz anzuzünden.
Über die Jahre hinweg haben sich immer mehr Traditionen angesammelt - von denen die meisten gar nicht mehr wirklich wissen, warum sie überhaupt da sind. Warum schmücken wir jedes Jahr unser Haus aufwendig? Warum stellen wir einen Tannenbaum in unser Wohnzimmer? Und warum schreiben wir Wunschzettel an das Christkind?
Damit ihr für diese und weitere Fragen zu Weihnachtsbräuchen in Zukunft gewappnet seid, klären wir euch auf!
So wird sich das wohl noch nie jemand gefragt haben. Oder doch? Der Weihnachtsbaum ist eigentlich gar keine christliche Erfindung. Die Christen haben den heidnischen Brauch in ihre religiöse Symbolik aufgenommen. Tanne und Fichte stehen, wie anderes Immergrün, für ewiges Leben, Ausdauer und Überleben. Der erste historisch beschriebene Weihnachtsbaum der Geschichte wurde 1419 auf einem öffentlichen Platz in Freiburg von der Bäckerschaft der Stadt aufgestellt.
In der christlichen Weihnachtsbaum Geschichte ist der Christbaum mit seinem satten Grün ein Symbol der verheißenen Geburt von Jesus Christus. Die Weihnachtsbaumbeleuchtung soll das helle Licht zeigen, das zu Weihnachten vom Himmel auf die Erde kommt. In Kirchen, öffentlichen Gebäuden, auf Marktplätzen und an anderen öffentlichen Plätzen ist der Weihnachtsbaum traditionell ein Geschenk der Stadt an die Bürger.
In Familien wurde der erste Christbaum erst ab dem 18. Jahrhundert aufgestellt.
Auch Familien ohne religiöse Orientierung genießen heutzutage das Schmücken des Weihnachtsbaums am Vormittag des Heiligabends. Mit dieser Zeremonie endet die frühere Adventszeit des Fastens und der Buße. Die Bescherung bekommt unter dem Glanz und Licht des Weihnachtsbaumes eine besonders festliche Note.
Bereits im Jahre 1419 sollen unbelegten Aussagen zu Folge Mitglieder der Bäckerschaft aus Freiburg einen Weihnachtsbaum mit Äpfeln, Lebkuchen, Früchten und Nüssen behängt haben.
Aus der Zukunftschronik des städtischen Handwerks in Bremen stammen die ältesten Beleg auf einen dekorierten Christbaum aus dem Jahr 1597. Von den Zünften soll die Sitte im Laufe der Zeit auf städtische Familien übergangen sein. So sollen zu Beginn des 17. Jahrhunderts verzierte Christbäume in Straßburg im Elsass die Wohnstuben der Menschen geziert haben. Den ersten Weihnachtsbaum mit Kerzen schmückte die Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien im Jahr 1611.
Im 18. Jahrhundert waren Tannen und Fichten eher rar, weshalb sich nur die wohlhabendsten Familien den Brauchtum leisten konnten. Von da an wurden immer mehr Tannenbäume angepflanzt, sodass immer mehr Haushalte sich das Bäumchen leisten konnten.
1878 wurde der Baum in Nürnberg erstmals mit Lametta behängt. Die dünnen, glitzernden Fäden sollen aussehen wie Eiszapfen. Mittlerweile ist Lametta, zumindest in Deutschland, eher out. Viel mehr setzt man auf Glaskugeln, Holzsterne und andere Figuren.
Das Christkind wurde im 16. Jahrhundert von Martin Luther als Ersatz für den Nikolaus erfunden. Im evangelischen Glauben werden keine Heiligen verehrt, deshalb wollte er nicht mehr, dass der Nikolaustag gefeiert wird. Stattdessen bekommen Kinder seitdem am Heiligen Abend die Geschenke - bei uns in Schwaben vom Christkind. Mehr zum Christkind, dem Nikolaus und dem Weihnachtsmann findest du in diesem Beitrag.
Bei uns in Schwaben kommt das Christkind, in Amerika aber bringt der Santa Claus die Geschenke.
Kaum beginnt die Weihnachtszeit, macht man sich auch schon Gedanken, was man denn seinen Liebsten unter den Baum legen möchte. In vielen Familien ist es Tradition, dass die Kinder einen Wunschzettel schreiben und die Eltern diesen dann an das Christkind schicken.
Kinder begannen schon im 18. Jahrhundert sogenannte "Weihnachtsbriefe" zu verfassen. Diese Briefe waren aber für ihre Eltern gedacht, bei denen sie sich für ihre Erziehung bedankten. Auf die Karten malten die Kinder als Zeichen des Dankes Motive wie das Jesuskind in der Krippe.
Als dann aber im 19. Jahrhundert die Spieleindustrie entstand, veränderten sich die Wunschzettel. Auf den Karten der Kinder standen immer weniger Danksagungen, viel mehr waren kommerzielle Bilder und Texte im Vordergrund. Diese Art der Wunschzettel hat sich bis heute nicht mehr verändert - Die Kleinen wünschen sich Puppen, Autos, Spielekonsolen und vieles mehr.
So manche Sagen werden über den Mistelzweig erzählt. So sollen die nordische Liebesgöttin Frigga und der tragische Tod ihres Sohne Bader ihm eine mystische Kraft verleihen. Dem Zorn des Gottes Loki ausgesetzt, nahm Frigga allen Tieren und Pflanzen das Versprechen ab, nicht der Anweisung des Bösewichts zu folgen und ihren Sohn zu töten. Dabei vergaß sie die Mistel, die hoch oben in den Bäumen lebte. Ihre Pfeilspitze verwundete schließlich den geliebten Sohn tödlich. Frigga weinte drei Tage bitterlich und ihre Tränen verwandelten sich in die weißen Beeren des Zweigs. Doch dank ihrer tiefen Liebe holte Sie ihren Sohn Balder ins Leben zurück. Voller Freude stand sie unter dem unglücksbringenden Baum und küsste jeden, der vorbeischritt. Die Mistel jedoch versprach ihr, nie wieder Schaden anzurichten. Im Gegenteil: Jeder, der von nun an unter dem Mistelzweig steht, soll als Zeichen der Liebe einen Kuss erhalten.
So viel zu der Sage. Bekannt wurde der Mistelzweig durch viktorianische Romane. Die Hauptcharaktere durften sich ausnahmsweise unter dem Zweig küssen. Somit war das der einzige Weg, seinen Liebsten näher zu kommen und keine gesellschaftlichen Konsequenzen zu erfahren. Doch der Kuss sollte wohl dosiert eingesetzt werden: Nach jedem wurde eine Beere gepflückt und sobald keine mehr daran waren, war dieses „Hintertürchen“ verschlossen.
Der Zweig passt also perfekt zum Fest der Liebe und soll den küssenden Pärchen Glück bringen.
Woher das Christbaumloben genau kommt, ist nicht bekannt. Fest steht aber, dass die Schwaben für diese Tradition gesorgt haben. Aber mal ehrlich, wen interessiert beim Christbaumloben auch der Brauch dahinter? Was zählt ist die Schönheit eines jeden Christbaums aus dem Dorf - und ob ausreichend Schnaps vorhanden ist.
Trotzdem gibt es ein paar Theorien: Manche Kenner behaupten, dass die soziale Ader der Schwabenseele für das Christbaum loben verantwortlich ist. Dieser Brauch gestattet auch Unbekannten den Zutritt in verschiedene Wohnungen. Im Lauf des Lobens kommen sich alle Beteiligten näher. Oder aber die Schwaben haben außerhalb der Weihnachtsfeiertage keine Zeit für soziale Kontakte. Zu sehr seien sie mit Häusle bauen und Geldverdienen beschäftigt. Deshalb habe sich dieser Brauch im Schwabenländle eingebürgert. Wir Schwaben gelten als zielstrebig und effektiv. Vertreter der Prestigetheorie behaupten, dass Christbaumloben aufgrund der Funktionalität erfunden wurde. Schwaben würden das Schmücken des Christbaums als nutzlose Arbeit verstehen, wenn sie ihren Baum nicht herzeigen dürften.
Früher, im Mittelalter, hat man Weihnachten öffentlich gefeiert. Auf den Straßen und in der Kirche fanden Weihnachtsmärkte, Festumzüge und Krippenspiele statt. Erst seit circa 150 Jahren gibt es die Familienweihnacht mit Tannenbaum und Festessen.
Zur Zeit der Aufklärung waren die öffentlichen Umzüge und das Aufstellen von Krippen vielerorts verboten, da die Obrigkeiten darin ein Zeichen von Aberglauben sahen. Die Weihnachtsbräuche wurden dann im privaten Umfeld weiter gepflegt. Die Familie entwickelte sich auch seit dem 18. Jahrhundert zum Ort der vertrauten Geselligkeit. Das wichtigste Fest der Harmonie und der Liebe wurde Weihnachten. Im Zentrum standen die Kinder. Sie wurden reich beschenkt, aber auch zum Wohlverhalten ermahnt. Das spiegelt sich bis heute in unseren Weihnachtsbräuchen: Die vielen süßen Belohnungen der Adventszeit gibt es eigentlich nur dann, wenn die Kinder in den Wochen vor Weihnachten schön brav und artig sind, oder eben weil man sie so liebt.