Nach dem schweren Zugunglück bei Riedlingen im Landkreis Biberach laufen die Bergungs- und Ermittlungsarbeiten weiter auf Hochtouren. Drei Menschen starben, 41 wurden verletzt – zwei davon lebensgefährlich. Jetzt zeigt sich: Neben Rettungsdienst, Feuerwehr und THW spielten auch Rettungshunde eine zentrale Rolle.
Am Sonntagabend war ein Regionalexpress auf dem Weg von Sigmaringen nach Ulm bei starkem Regen nahe dem Riedlinger Teilort Zell entgleist. Laut Polizei hatte ein übergelaufener Abwasserschacht einen Erdrutsch ausgelöst, der zur Entgleisung führte. Mindestens zwei Waggons kippten um, ineinander verkeilte Zugteile erschwerten die Rettung.
Insgesamt 41 Menschen wurden verletzt – darunter auch mehrere Schwer- und zwei lebensgefährlich Verletzte. Eine Person wird derzeit intensivmedizinisch in der Uniklinik Tübingen behandelt, eine weitere im Alb-Donau-Klinikum Ehingen. Auch in Biberach wurden sieben Patienten versorgt, in der Ulmer Uniklinik zehn weitere, im Bundeswehrkrankenhaus Ulm 14. Viele Verletzte wurden in kurzer Zeit in umliegende Kliniken gebracht. Allein am Sana-Klinikum in Biberach halfen über 250 Mitarbeitende im Rahmen eines sogenannten Massenanfalls an Verletzten (MANV).
Nachdem alle Verletzten geborgen und der Einsatz in den verformten Waggons abgeschlossen war, sicherten Rettungshunde aus der Region den Unfallort ab. Die Ulmer Feuerwehr war mit ihrer Trümmerhündin Raya im Einsatz, gemeinsam mit Staffeln des BRH Landkreis Biberach, des DRK-Ortsvereins und dem ASB Rettungshundezug Orsenhausen. Insgesamt waren rund 20 Hunde beteiligt.
„Die Lage war extrem unübersichtlich – mit scharfen Kanten, geborstenen Scheiben, schrägen Flächen und rutschigem Untergrund“, berichtet Amrei Oellermann, Leiterin der Ulmer Rettungshundestaffel, der Stuttgarter Zeitung. Die Hunde mussten über Steckleitern in die verformten Waggons klettern, geschützt durch spezielle Pfotenschuhe. Trotz der Gefahren leisteten sie laut Einsatzleitung hervorragende Arbeit: Keine Person blieb unentdeckt.
Die Hunde suchten auch das umliegende Gelände großräumig ab – denn bei solchen Unglücken laufen Menschen im Schock oft weit vom Unglücksort fort. „Zur Motivation versteckten sich zum Schluss Feuerwehrleute im Gebüsch – ein kleines Erfolgserlebnis für die Tiere nach einem belastenden Einsatz“, sagt Oellermann.
Insgesamt waren rund 100 Einsatzkräfte aus dem Kreis Biberach, der Stadt Ulm und dem Alb-Donau-Kreis beteiligt. Dank eines zuvor eingeübten MANV-Konzepts (Massenanfall von Verletzten) funktionierte die Zusammenarbeit der Rettungsdienste, Feuerwehren und Krankenhäuser reibungslos. Auch das THW unterstützte – etwa mit einem Dekontaminationsplatz für die eingesetzten Rettungshunde, da an der Unfallstelle Betriebsstoffe ausliefen.
Derzeit untersucht die Kriminalpolizei ihren 3D-Scan der Unfallstelle, auch der Fahrtenschreiber wird ausgewertet. Schon die ganze Nacht ist ein Spezialkran im Einsatz, um die entgleisten Waggons zu bergen. Der erste sei schon gehoben, heißt es von der Bahn. Die Arbeiten sollen bis in den Vormittag laufen. Die Bahnstrecke bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Aktuell fahren weiter Ersatzbusse.
Für Angehörige und Betroffene wurde eine kostenlose Hotline eingerichtet: 0800 3 111 111.