Thrombose: AstraZeneca und die Antibabypille

Das Gesprächsthema Nummer Eins der letzten Tage: Die Aussetzung der Impfung mit AstraZeneca. Der Impfstoff stand im Verdacht, gefährliche Blutgerinnsel im Hirn auszulösen. Für alle, die die Antibabypillen als Verhütungsmittel nehmen, ist diese Nebenwirkung schon seit Jahren bekannt. Gibt es einen Zusammenhang oder einen Unterschied? 




„Bei der Anwendung ist das Risiko eines Blutgerinnsels höher, als wenn sie keines anwenden. In seltenen Fällen kann ein Blutgerinnsel Blutgefäße verstopfen und schwerwiegende Probleme verursachen,“ so steht es im Beipackzettel von Antibabypillen, die in Deutschland sehr häufig verschieben und eingenommen werden.

Weil nun der Verdacht besteht, dass die Impfung von AstraZeneca das Risiko einer sehr gefährlichen und seltenen Form eines Blutgerinnsels erhöhen könnte, kommen jetzt auch wieder Diskussionen über die Antibabypille auf. Einige Antibabypillen, die später auf den Markt gekommen sind, sollen in dieser Hinsicht gefährlicher sein, als ältere Präparate.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für Impfstoffe zuständig ist, hat von Fällen berichtet, in denen geimpfte Frauen kurz nach der Impfung mit AstraZeneca ein Gerinnsel gehabt haben sollen, welches eine große Hirnvene blockiert (Sinusvenenthrombose). Einen Mangel an Blutplättchen sollen die Frauen ebenfalls gehabt haben. Auch ein Mann soll an einem medizinisch vergleichbaren Fall gelitten haben. Drei der Betroffenen seien gestorben, wie PEI berichtet.

Thrombose auch mit Antibabypillen möglich – Warum so ein Aufruhr?

Es ist bekannt, dass Antibabypillen Thrombosen, auch mit tödlichem Verlauf, verursachen können. Diese Nebenwirkungen sind in der Patienteninformation aufgeführt. Außerdem ist die Antibabypille verschreibungspflichtig. Natürlich kommt es aber auch darauf an, welche Pille eine Frau nimmt. Sogenannte Minipillen, die nur ein Gestagen enthalten, erhöhen das Gerinnsel-Risiko nicht. Für die AstraZeneca-COVID-19-Impfung bestand aktuell ein Verdacht auf die sehr seltene Nebenwirkung einer Sinusvenenthrombose mit begleitendem Blutplättchenmangel mit teils tödlichem Verlauf. Diese Nebenwirkung ist aber nicht in der Patienteninformation aufgeführt.

Ob der Impfstoff trotz der sehr seltenen Nebenwirkungen noch genutzt werden darf, wurde in den vergangenen Tagen auf europäischer Ebene durch die Europäische Arzneimittelagentur (European Medicines AgencyEMA) und auf nationaler Ebene durch die Politik untersucht und eine Entscheidung ist am gestrigen Donnerszas getroffen worden. Die Impfungen mit AstraZeneca dürfen wieder aufgenommen werden.

In Deutschland wurden bisher rund 1,6 Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs verabreicht. Man spricht also über wenige Fälle pro einer Million Menschen. Allerdings, wie oben bereits erwähnt, sind Sinusvenenthrombosen sehr selten.

Wo ist das Risiko höher?

Das Risiko, eine Thrombose zu bekommen, ist mit der Einnahme einer Antibabypille deutlich höher. Nicht alle Fälle sind aber so gefährlich wie eine Sinusvenenthrombose. Deshalb ist auch ein direkter Vergleich der Zahlen nicht sinnvoll. Außerdem ist man sich bei der Antibabypille bereits sicher, dass es diese Nebenwirkungen gibt. Bei der Impfung mit AstraZeneca war dies nicht der Fall. Ob die Präparate das Risiko eines Gerinnsels erhöhen und eine Verbindung besteht, musste beim Impfstoff erst noch untersucht werden. Kurz gesagt: Der Zusammenhang zwischen Antibabypille und Thrombose ist bekannt. Beim Impfstoff handelte es sich nur um einen Verdacht. Die Ursache für Hirnthrombosen nach AstraZeneca-Impfung soll aber jetzt von Forschern der Unimedizin Greifwald gefunden worden sein.

Impfungen mit AstraZeneca werden fortgesetzt

Am Donnerstagabend wurde dann entschieden, die Impfung mit AstraZeneca wieder aufzunehmen. Bereits am Freitagmorgen konnten bereits abgesagte Termine wieder aufgenommen werden. Alle Personen, die im Zeitraum von Freitag, 19. März bis einschließlich Montag, 22. März einen bestätigten Termin für eine Impfung mit AstraZeneca im Impfzentrum Ulm bekommen hatten, der aufgrund des Impfstopps von AstraZeneca abgesagt werden musste, können vor diesem Hintergrund den Termin zur ursprünglichen Uhrzeit nun unabhängig von der Absage im Impfzentrum wahrnehmen, schreibt das izu in einer Mitteilung.

Greifenwalder Forscher mit Impofstoff-Untersuchung

Wie die Unimedizin Greifswald auf seiner Homepage mitteilt haben deren Forscher wohl die Ursache für Hirnthrombosen nach AstraZeneca-Impfung gefunden.

Die Uniklinik schreibt weiter: „Professor Andreas Greinacher hat sich reingehängt und es hat sich gelohnt. Die Komplikationen nach Impfung mit dem AstraZeneca Impfstoff sind erforscht und es wurde eine Therapie entwickelt. Einer weiteren Impfung steht also nichts mehr im Weg.“

Der Abwehrstoff der sich in seltenen Fällen nach der Impfung bildet, aktiviert die Blutplättchen. Diese agieren dann wie bei einer Wundheilung und lösen Thrombosen im Gehirn aus.

Der Greifswalder Wissenschaftler hat Blutproben von Betroffenen untersucht und gemeinsam mit europäischen Wissenschaftlern und dem Paul-Ehrlich-Institut eine Therapie entwickelt. Da diese Ergebnisse bereits, breit gestreut, an Kliniken übermittelt wurden, kann weiter mit AstraZeneca geimpft werden. Auftretende Thrombose-Fälle, die durch die Impfung entstehen könnten, können mit der neu gewonnen Erkenntnis therapiert werden.

 

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